Naturfotos aus Thailand

EBV II






Kapitel 7: Auswahlen erstellen





Wann muss eine Auswahl erstellt werden?


Wenn man nicht das ganze Bild, sondern nur einen Teilbereich desselben bearbeiten will. Eine Auswahl bewirkt, dass nur der innerhalb derselben liegende Bereich zur Bearbeitung freigegeben wird, während der außerhalb liegende Bereich geschützt, abgedeckt, oder wie man auch sagt 'maskiert' wird.


Da der nun anstehende Bearbeitungsschritt die Entrauschung ist (siehe nächstes Kapitel), und diese in der Regel nur auf ausgewählte Bereiche angewendet werden sollte, und da sich diese Bereiche meist aus der Umkehrung der Auswahl ergeben, die wir später bei der Nachschärfung benötigen, ist es sinnvoll, zu diesem Zeitpunkt bereits beide Auswahlen zu erstellen (siehe unten: Ein sinnvoller Workflow).


Die Erstellung der Auswahlen ist oft der arbeits- und zeitaufwändigste Teil der Bild-Bearbeitung!




Die Auswahl-Werkzeuge


Prinzipiell gibt es zwei Arten von Auswahlwerkzeugen: diejenigen, mit denen man frei 'per Hand' auswählen kann, und diejenigen, die sich automatisch an die Konturen im Bild anlegen.


Zur ersten Kategorie gehört das


 Lasso


und ganz unten in der Werkzeug-Box


 Im Maskierungsmodus bearbeiten


Zur zweiten Kategorie gehört das


 Magnetische Lasso


im selben Kästchen wie das Lasso Tool, und der


 Zauberstab


der sich zusammen mit dem


 Schnellauswahlwerkzeug


im selben Kästchen befindet.



Die Grund-Optionen


Mit Ausnahme des Schnellauswahlwerkzeugs und des Maskierungsmodus gibt es für all diese Werkzeuge oben bei den Optionen links an erster Stelle 4 Modi:



1. Den Neue Auswahl - Modus: Mit dem ersten Klick wird eine Auswahl erstellt, mit dem zweiten wird eine neue Auswahl erstellt, wobei die erste Auswahl gleichzeitig gelöscht wird.


2. Den Der Auswahl hinzufügen - Modus: Mit dem ersten Klick wird eine Auswahl erstellt, mit weiteren Klicks kann man Bereiche zu dieser Auswahl hinzufügen, ohne die vorhergehenden Auswahlen zu löschen.


3. Den Von Auswahl subtrahieren - Modus: Mit dem ersten Klick wird eine Auswahl erstellt, mit weiteren Klicks kann man Bereiche von dieser Auswahl abziehen.


4. Den Schnittmenge mit Auswahl bilden - Modus (nicht für das Schnellauswahlwerkzeug): Damit wird nur der Schnittbereich zwischen zwei Auswahlen gewählt.


Für uns sind vor allem die Optionen 2 und 3 von Interesse: Der Auswahl hinzufügen, mit einem kleinen + im Mauszeiger markiert und im folgenden 'Plus-Modus' genannt, und Von Auswahl subtrahieren, mit einem kleinen - im Mauszeiger markiert und im folgenden 'Minus-Modus' genannt.


Das Lasso


Mit dem Lasso umfährt man bei gedrückter linker Maustaste den Auswahlbereich. Lässt man die Maustaste los, schließt sich die Auswahl automatisch durch Verbindung der beiden Enden mit einer Geraden. Zusätzlich zu den obigen Grund-Optionen kann man die Kantenhärte wählen und → Glätten zur Vermeidung von 'Treppchenbildung' aktivieren.


Das Magnetische Lasso


heftet sich automatisch - aber nicht immer ganz punktgenau - mit kleinen 'Ankern' an Konturen im Bild, wenn wir nahe genug an sie heranfahren. Auf welche Entfernung Konturen erkannt werden sollen, wie hoch der Kontrast der Kontur zur Erkennung sein soll, und wie viele Ankerpunkte gesetzt werden sollen, kann man oben in den zusätzlichen Optionen → Breite, → Kontrast und → Frequenz einstellen. Außerdem muss man das Magnetische Lasso 'von Hand' schließen, kann es aber dafür ziehen, ohne die Maustaste gedrückt zu halten. Zum Schließen der Enden einmal klicken.


Der Zauberstab


ist immer dann angesagt, wenn die Auswahl punktgenau sitzen soll. Er wählt gleichfarbige beziehungsweise ähnliche Pixel aus. Je nachdem, wie Du seine → Toleranz oben in der Optionen-Leiste einstellst, feiner oder gröber. Bei einem grau bewölkten Himmel z.B. wählt er mit Toleranz 10 vielleicht nur ein winziges Stückchen des genau gleichen Grautons aus, bei Toleranz 50 vielleicht den ganzen Himmel mit einem Schlag. Es ist also wichtig, die Toleranz der Aufgabe gemäß einzustellen, damit Du einerseits mit möglichst wenigen Klicks alles in die Auswahl bekommst, und andererseits die Auswahl nicht in ungewollte Bereiche überspringt. 20 ist vielleicht ein guter Mittelwert. Bei starken Kontrasten musst Du mehr, bei sehr feinen Tonwertdifferenzen weniger nehmen. Die zusätzliche Option → Benachbart sollte in der Regel aktiviert sein. Sie bewirkt, dass nur direkt zusammenhängende Bereiche ausgewählt werden. Deaktiviert man sie, werden alle Bereiche des betreffenden Farbtons im Bild ausgewählt (diesen Effekt kannst Du auch mit der Option → Ähnliches auswählen im Auswahl-Menü erzielen).


Das Schnellauswahlwerkzeug


ist eine neue Errungenschaft ab Photoshop CS3, ein geniales Tool zur schnellen Auswahl-Erstellung. Es funktioniert wie eine Kombination aus Zauberstab und Magnetischem Lasso und wählt ausreichend konturierte Bereiche blitzschnell aus, wenn man bei gedrückter Maustaste nahe genug innen an den Konturen entlangfährt.


Im Maskierungsmodus bearbeiten


Klickt man diese Option an, kann man mit dem


 Pinsel


die Bildbereiche zupinseln (maskieren), die man von der Auswahl ausschlissen will. Mit dem


 Radiergummi


kann man maskierte Bereiche wieder freiradieren, also zur Auswahl hinzufügen. Sowohl beim Maskieren als auch beim Radieren stehen sämtliche Werkzeugspitzen und die Optionen für Deckkraft und Fluss zur Verfügung, die ich im vorigen Kapitel in Bezug auf den Stempel bereits erläutert habe (siehe Die Funktion des Stempels und wie man ihn anwendet). Am Schluss kehrt man durch einen erneuten Klick auf den Maskierungsmodus zum normalen Auswahl-Modus zurück.


Tip: Von Topaz Labs, einer privaten Software-Firma aus Dallas, die hervorragende Plug-Ins für Photoshop entwickelt hat, kann man sich mit dem Programm ReMask ein professionelles Auswahltool besorgen, mit dem feinste Strukturen, Haare, durchsichtige Schleier usw. perfekt ausgewählt und freigestellt werden können.




Wie erstellt man eine Auswahl?



Drei Fallbeispiele


Fall 1: Der auszuwählende Bereich ist monochromer/strukturärmer als seine Umgebung, z.B. ein Kohlweißling in einem bunten Blütenmeer.


Wenn Du über das Schnellauswahlwerkzeug verfügst, immer erst mal damit versuchen. Wenn es zu ungenau arbeitet oder nicht zur Verfügung steht, wählst Du den Kohlweißling mit dem Zauberstab an und klickst dann im Plus-Modus in die Bereiche, die nicht ausgewählt wurden, bis alles in der Auswahl ist. Du kannst auch erst mit dem Lasso innen an den Kanten entlangfahren und dann die Restränder mit dem Zauberstab hinzufügen.


Fall 2: Der auszuwählende Bereich hat mehr Struktur als seine Umgebung, z.B. eine bunte Libelle vor grün aufgelöstem Hintergrund.


Dann nimmst Du erst das Lasso, fährst grob um den auszuwählenden Bereich herum, wählst dann den Zauberstab und klickst im Minus-Modus auf die Bereiche zwischen Lasso und Libelle. Damit bringst Du die Auswahl dann punktgenau an Dein Motiv heran.


Falls die Auswahl dabei teilweise in die durchsichtigen Flügel der Libelle gesprungen ist, kannst Du diese Bereiche mit dem Lasso im Plus-Modus wieder zur Auswahl hinzufügen, oder im Maskierungsmodus mit dem Radiergummi freiradieren.


Fall 3: Der auszuwählende Bereich hebt sich konturmäßig nicht von seiner Umgebung ab oder ist verwoben mit Elementen, die nicht in die Auswahl sollen, z.B. eine grüne Heuschrecke im grünen Gras, verdeckt von unscharfen Grashalmen. Da bleibt nur mühsame Handarbeit: mit dem Lasso so genau wie möglich um die Heuschrecke fahren, und dann im Quick Mask Mode die unscharfen Halme zupinseln.




Die Auswahlkante


Ein großes Problem bei der Bearbeitung eines ausgewählten Bereichs sind natürlich die Ränder, besonders bei Tonwertkorrekturen. Je stärker Du korrigierst, desto weicher musst Du die Auswahlkante machen, sonst wird sie als hässlicher Rand sichtbar... Bei den Lassos kannst Du dies schon vorher in den Optionen, bei allen Auswahl-Tools nachträglich per Rechtsklick über dem Bild oder im Menü


AuswahlAuswahl verändernWeiche Kante


einstellen. Dann hast Du allerdings das Problem, dass eine weiche Kante auch weiter streut, es entstehen also Säume. Das verhinderst Du, in dem Du die Auswahl mindestens um die Pixelzahl verkleinerst, die Du bei der weichen Kante gewählt hast:


AuswahlAuswahl verändernVerkleinern


Für Tonwertkorrekturen in scharfen Motiven reichen normalerweise 3-5px weiche Kante/Auswahl verkleinern, um die Kante unsichtbar zu machen, für die Nachschärfung 1-3px. Wenn die Auswahlkante nicht an einer Kontur anliegt, sondern z.B. durch einen aufgelösten Bereich läuft, muss die Kante für eine Tonwertkorrektur allerdings wesentlich weicher sein (10 - 100px oder mehr), oder man setzt den Maskierungsmodus ein und erstellt die Auswahl mit großer weicher Werkzeugspitze und eventuell verringerter Deckkraft.


Eine hübsche neue Option für alle Auswahl-Tools ist ab Photoshop CS3


Kante verbessern


Dort gibt es neben der → Weichen Kante, die einen einheitlichen 'Blur' auf die Auswahlkante anwendet, mit → Radius eine Weichmach-Methode, die die Kante 'sensibler' in Bereichen kleiner Details und weicher Übergänge macht. Mit → Abrunden kann man eine krakelige Kante zu einer geraden Kante machen, mit → Kontrast kann man die Kante schärfen. Außerdem kann man die Auswahl mit → Verkleinern/Erweitern in feingranularer Dosierung verkleinern und vergrößern.




Ein sinnvoller Workflow


Beispiel: Wir sind bei der Bearbeitung der Libelle vor grün aufgelöstem Hintergrund, Fall 2 der Fallbeispiele oben. Wir haben den Ausschnitt gefunden, Stempeleingriffe waren nicht nötig, und wollen nun den grünen HG entrauschen, also alles mit Ausnahme der Libelle und dem Ansitzhalm. Wie gehen wir vor?


Wir bringen wie oben beschrieben das Motiv in eine Auswahl, wobei wir uns noch nicht um Kantenweichheit, Verkleinern usw. kümmern. Diese Auswahl speichern wir ab: Im Menü


AuswahlAuswahl speichernOK


Man kann der Auswahl dort einen Namen geben, z.B. 'Schärfung', muss aber nicht. Mit Klick auf → OK wird die Auswahl gespeichert. Von nun an ist sie unter


AuswahlAuswahl ladenOK


unter ihrem Namen, bzw. falls keiner gegeben wurde unter 'Alpha 1' abrufbar, und bleibt auch bei einer Abspeicherung als Tiff oder PSD erhalten.


Nun kehren wir die Auswahl um: Rechtsklick über dem Bild, → Auswahl umkehren (geht auch oben im Auswahl-Menü). Nun ist alles in der Auswahl außer dem scharfen Motiv, also der Bereich, den wir entrauschen wollen. Um zu verhindern, dass bei der Entrauschung die Konturen der Libelle angegriffen werden, verkleinern wir sicherheitshalber die Auswahl um 3px und prüfen in 100%-Ansicht, ob alle Härchen außerhalb der Auswahl liegen. Härchen, die in die Auswahl hereinspicken, umfahren wir im Minus-Modus mit dem Lasso, damit sie bei der Entrauschung nicht weich- oder ganz weggespült werden. Anschließend speichern wir auch diese Auswahl als 'Entrauschung' oder 'Alpha 2' ab, und können nun die Entrauschung vornehmen (siehe Kapitel 8: Die Entrauschung)


Sind wir dann bei der Nachschärfung angekommen (siehe Kapitel 10: Die Nachschärfung), können wir die Alpha 1-Auswahl aufrufen, die nötigen Verfeinerungen vornehmen (verkleinern, Kante, eventuell auch differenzierte Deckkraft via Ebene) und dann die fertige Auswahl erneut als 'Alpha 1'-Auswahl abspeichern und damit die erste 'Alpha 1'-Auswahl überschreiben.


Auch wenn im weiteren Verlauf der Bearbeitung immer wieder der Einsatz von Auswahlen nötig werden kann, für selektive Tonwert-Korrekturen oder was auch immer, so sind doch die Schärfungs- und die Entrausch-Auswahl die beiden wichtigsten, und man erspart sich viel Arbeit, wenn man sie gespeichert hat und wieder aufrufen kann.



Abb. 9: Beispiel für eine Entrauschungs-Auswahl. Allerdings sieht man in dieser Darstellung weder die Kantenbeschaffenheit noch die Bereiche mit verminderter Deckkraft.



Abb. 10: Beispiel für eine Schärfungs-Auswahl




Auswahlen verschieben - Auswahlen laden


Eine Auswahl kann bei aktiviertem Auswahl-Werkzeug im → Neue Auswahl - Modus innerhalb angeklickt und mit gedrückter linker Maustaste verschoben und auch auf ein anderes Bild herübergezogen werden. Mit dem Verschieben-Werkzeug kann man sie auch 'mit Inhalt' verschieben (siehe Ebenen-Technik/Kollagen).


Eine gespeicherte Auswahl (siehe hier) kann via


AuswahlAuswahl laden


nicht nur im Ursprungsbild, sondern auch in ein gleichzeitig geöffnetes anderes Bild geladen werden, wenn dieses identische Seitenabmessungen hat. So kann man auch bei einer kompletten Neubearbeitung eines Bilds auf die bereits erstellten Auswahlen zurückgreifen, sofern man sie gespeichert hat.


Über


FensterKanäle


kann man gespeicherte Auswahlen auch in einzelne Farbkanäle laden: den betreffenden Farbkanal anklicken, dann die 'Strg'-Taste drücken und die betreffende Auswahl anklicken, oder die betreffende Auswahl auf das Lade-Icon unten links herunterziehen.


Nicht alle Auswahl-Optionen im Auswahl-Menü konnten hier besprochen werden, aber die meisten sind wohl selbsterklärend und können leicht ohne Anleitung erprobt werden.


Und zum Schluss noch: nach getaner Arbeit nicht vergessen, die Auswahl auch wieder aufzuheben: per Rechtsklick oder im Auswahl-Menü → Auswahl aufheben.




Kapitelanfang

Inhaltsverzeichnis







Kapitel 8: Die Entrauschung





Was ist 'Rauschen' und woher kommt es?


Ursprünglich stammt der Begriff 'Rauschen' aus dem akustischen Bereich, wo er sich auf Störgeräusche - rauschende Schallplatten, rauschender Radio- und Telefonempfang usw. - bezieht. Übertragen auf den Bildbereich sind mit 'Rauschen' visuelle Störsignale gemeint: Wenn eine einfarbige Fläche durch verschiedenfarbige Pixel dargestellt wird, das heißt wenn nicht mehr tatsächliche optische Signale vermittelt werden, sondern zufällige Eigen-Signale der Photodioden, der lichtempfindlichen Pixel des Kamera-Sensors, die in Form von Körnung, Schrot, Grieseligkeit usw. nachher in den Bildpunkten, den Pixeln des digitalen Bilds sichtbar werden.


Auf einem Digitalkamera-Sensor wandeln Millionen von Photodioden das einfallende Licht in elektrischen Strom um. Dabei fließt ein umso höherer Strom, je heller das einfallende Licht ist. Um diese Transformation zu ermöglichen, ist eine Grundspannung nötig, die zufällige Elektronenbewegungen und damit Rauschen verursacht. Bei Dunkelheit tritt dieses Rauschen gegenüber dem relativ schwachen Strom der Lichtumwandlung verstärkt zu Tage, während es vom stärkeren Strom bei zunehmender Helligkeit mehr und mehr verdeckt wird.


Je kleiner und je dichter gedrängt die Pixel auf einem Kamera-Sensor liegen, desto weniger Licht kann der einzelne Pixel aufnehmen und desto ungünstiger wird das Verhältnis der 'Nutzsignale' gegenüber der 'Störsignale'. Dies führt sowohl bei Kompakt-Kameras mit kleinem Sensor als auch bei teuren Spiegelreflex-Kameras mit extremer Megapixel-Zahl zu Rauschproblemen, weswegen vor dem 'Pixelwahn' gewarnt wird.

Auch Erwärmung führt zu erhöhten Elektronen-Bewegungen und damit zu erhöhtem Rauschen.

Eine höhere ISO-Einstellung verstärkt die optischen Signale, gleichzeitig aber auch das Rauschen.

Bei der Bildbearbeitung gibt es viele Möglichkeiten, das Rauschen zu verstärken:

    Durch Scannen.

    Durch Tonwert-Korrekturen, insbesondere durch Aufhellung dunkler Bereiche.

    Durch Anhebung der Sättigung.

    Und in ganz besonderem Masse: Durch Nachschärfung.




Abb. 11: Beispiel für starkes Rauschen bei einer Kompakt-Kamera mit ISO 400 und wenig Licht. Ausschnitt aus einem Jpeg-Original in 100%-Ansicht meiner alten Dimage Z3.




Wie entfernt man das Rauschen?


Mit dafür spezialisierten Entrausch-Programmen wie Noise Ninja (mit dem ich arbeite) und Neat Image, die man sich am besten als Plug-Ins für Photoshop zulegt und sie dann wie einen PS-eigenen Filter einsetzen kann mit allen Auswahl- und Ebenen-Optionen. Diese Programme berechnen auf Grund einer Analyse der Rausch-Beschaffenheit eines Bilds einen Korrekturfilter, der die Unebenheiten auszugleichen versucht. Zusätzlich wird ein Weichzeichenfilter zur weiteren Glättung angeboten. Auf der anderen Seite hat man mit einem Kontrastregler und einem USM- (Unscharf Maskieren)-Schärfungsfilter die Möglichkeit, Details zu retten und Schärfe zu bewahren bzw. zu erhöhen.


Der Akt der Entrauschung teilt sich bei Noise Ninja in drei Schritte:


1. Profil erstellen: Hier werden einfarbige Bereiche ohne Details im Bild gesucht, um dort die Stärke und Beschaffenheit des Rauschens zu analysieren und den Filter darauf einstellen zu können. Man kann das sowohl automatisch als auch von Hand tun, ich meine, die Automatik erfüllt hier ihren Zweck, die manuelle Einstellung bietet nur dem Fachmann weiterführende Optionen.


2. Die Filter-Optionen einstellen: Bei Noise Ninja gibt es jeweils Regler für die Stärke der Entrauschung, die Stärke der Weichzeichnung und den Kontrast, und dies in zweifacher Ausführung: für das Helligkeits- (Luminanz-) Rauschen und für das Farb- (Chrominanz-) Rauschen. Alle Regler gehen von 0 bis 20 und stehen bei Default auf 10. Zusätzlich kann man Stärke und Radius der Nachschärfung eingeben, die bei Default auf 60/1,2 steht. Die Einstellung dieser Optionen sollte man an Hand des Vorschaubilds nach Augenmaß vornehmen. Als Neueinsteiger hält man sich vielleicht besser erst einmal an die Default-Einstellungen.


Mit einem Maskierungs-Pinsel kann man Bereiche von der Entrauschung ausschließen, was aber sehr mühsam ist und besser durch eine vorher erstellte Auswahl erreicht werden kann.


Es gibt auch die Möglichkeit, die Entrauschung nur auf einzelne Farb-Kanäle anzuwenden.


3. Die Entrauschung durchführen: Stimmen alle Settings, klickt man 'OK',und das Bild wird entrauscht.




Das Problem der Entrauschung


ist, dass ein Entrauschungs-Filter nicht zwischen Nutzsignal (was fotografiert wurde) und Störsignal (dem Rauschen) unterscheiden kann, und daher auch die Nutzsignale entfernt, soweit sie den Störsignalen ähneln. So gehen bei der Entrauschung von fein strukturierten Bereichen viele Details verloren, was zu einem 'weichgespülten', synthetisch glatten Bildeindruck führt. Daher würde ich dringend von Pauschal-Entrauschungen abraten, sei es Kamera-intern, im Raw-Konverter, oder wo auch immer angeboten, und solche Bereiche generell per Auswahl von der Entrauschung ausschließen.


Wer kein Plug-In, sondern ein eigenständiges Entrauschungs-Programm hat, und eventuell ohne die Möglichkeit, selektiv per Auswahl zu entrauschen, kann folgendes tun:


    Das Bild komplett entrauschen, als Tiff abspeichern und in Photoshop öffnen.

    Dort das entrauschte Bild mit dem Verschieben-Werkzeug auf eine nicht entrauschte Version desselben Bilds ziehen.

    Mit dem Radiergummi die Bereiche freiradieren, die bei der Entrauschung Details verloren haben, dann die Ebenen im Ebenen-Menü


    EbeneSichtbare auf eine Ebene reduzieren


    verschmelzen (siehe auch Ebenen-Technik/Ausschluss von Bildbereichen).


Wer kein separates Entrauschungs-Programm, aber Photoshop CS3 hat, kann auf den PS-eigenen Entrauschungs-Filter zurückgreifen, der gute, wenn nicht sogar, wie wir gleich sehen werden, bessere Ergebnisse erzielt:


FilterRauschfilterRauschen reduzieren



Der Normal-Fall:


Wir wählen in einem Bild nur die strukturlosen, unscharfen bis gänzlich aufgelösten Bereiche aus und entrauschen sie mit Default-Einstellung bei deaktivierter Schärfung (denn diese würde ja wieder einen Rausch-Zuwachs bewirken), also in Noise Ninja alle Schieber auf 10, die beiden Schieber der Schärfung links an den Anschlag (0/0,4).


Im PS-Filter → Rauschen reduzieren die höchsten Settings: → Stärke auf 10, → Details erhalten auf 0%, → Farbstörung reduzieren auf 100%, → Details scharfzeichnen auf 0%.


Mit fortschreitender Digital-Technik wird auch diese Standard-Entrauschung wohl zunehmend überflüssig werden.



Der Problem-Fall:


Auch in scharfen und detaillierten Bereichen rauscht ein Bild so stark, dass es stört und 'behandelt' werden muss. Hier leistet der PS-Filter bei angepasster Detailerhaltung sehr gute Dienste. In Entrauschungs-Programmen wie Noise Ninja gilt es nun, den optimalen Kompromiss zwischen Rausch-Entfernung und Detail-Erhaltung zu finden, in dem man mit den Schiebern spielt und das Ergebnis am Vorschaubild überprüft: für einen zu weich gespülten Eindruck ist der Weichzeichnungs-Schieber oft mehr verantwortlich als der Stärke-Schieber, mit beiden muss man wohl nach links in den Bereich um 5, bei gleichzeitig behutsam angehobener Schärfung. Ein einfacherer und vielleicht besserer Weg ist, eine Standard-Entrauschung auf einer Ebene auszuführen, und dann die Dosierung per Ebenen-Deckkraft zu steuern, bzw. ganz gezielt mit dem Radiergummi bei angepasster Deckkraft die negativen Entrausch-Symptome zu entfernen (siehe auch Ebenen-Technik/Ausschluss von Bildbereichen).




Vergleich Noise Ninja contra Rauschen reduzieren


Schauen wir uns einmal an, wie die beiden Filter → Noise Ninja und → Rauschen reduzieren von Photoshop mit dem hoffnungslosen Bild oben zurecht kommen und im Vergleich miteinander abschneiden: Ich habe jeweils das ganze Bild pauschal entrauscht, also genau das getan, was man in 99% der Fälle nicht tun sollte.



Abb. 12: Studieren wir zunächst einmal die Einstellungs-Optionen von Noise Ninja, wobei wir uns auf den Bereich des Helligkeitsrauschens bei deaktivierter Schärfung beschränken. Die drei angegebenen Werte beziehen sich auf die Stärke, die Weichzeichnung und den Kontrast, die bei Default alle auf 10 stehen, wie auch die Schieber des Farbrauschens, die in den folgenden Beispielen auf 10 belassen wurden und bei diesem Bild kaum eine Rolle spielen.

Links oben das beschriebene Defaultsetting: das Rauschen wurde stark reduziert, aber auch sonst ist nicht viel übriggeblieben: das Bild ist ‘platt’. Das verbliebene Rauschen präsentiert sich in Form von hässlichen ‘Kieseln’.

Rechts oben wurde die Stärke, links unten die Weichzeichnung auf 0 gesetzt: das Bild präsentiert sich verrauscht wie gehabt, wobei das Bild links unten noch eine Spur stärker rauscht, was zeigt, dass die Weichzeichnung einen stärkeren Glättungseffekt hat als die Stärke.

Rechts unten wurde der Kontrast auf 0 gesetzt: das Rauschen ist weg, und alles kommt butterweich. In der Gebrauchsanleitung von Noise Ninja wird angemerkt, dass dieser Parameter in den meisten Fällen keiner Korrektur bedarf, und das mit gutem Grund, denn eine Änderung des Kontrasts bewirkt auch eine Änderung der Tonwerte, bei Reduzierung werden die Farben flau, und bei Auswahlen können Ränder entstehen. Daher im Normalfall nicht am Kontrast drehen! Im vorliegenden Fall aber kann eine Kontrastreduzierung die einzige Möglichkeit sein, mit dem Rauschen auf bekömmliche Art fertig zu werden.



Abb. 13: Hier habe ich zunächst alle Schieber auf 0 und dann jeweils nur einen der drei Werte auf 10 gesetzt, um die Wirkungsweise isoliert zu untersuchen. Das Bild links oben zeigt, dass das Programm auch bei 0 entrauscht, und mit dem für dieses Bild bisher besten Ergebnis obendrein, was auf die Deaktivierung des Kontrasts zurückzuführen ist, denn weder das Aufdrehen der Stärke oben rechts, noch das Aufdrehen der Weichzeichnung unten links hat einen nennenswerten Effekt (auch mit den Farbrauschwerten auf 0 sieht das Bild nahezu unverändert so aus). Was eine isolierte Kontrastaktivierung bewirkt, kann man mit Grausen rechts unten bestaunen.



Abb. 14: Untersuchen wir nun einmal die Optionen des PS-Filters ‘Rauschen reduzieren’. Die angegebenen Werte beziehen sich auf die Stärke (Höchstwert 10), die Detailerhaltung und die Farbrauschreduzierung (jeweils bis 100%). Die Schärfung wurde wie bei Noise Ninja deaktiviert, also auf 0 gesetzt.

Die oberen beiden Bilder zeigen, dass sowohl eine voll aufgedrehte Detailerhaltung als auch eine auf 0 gesetzte Stärke gleichermassen schlechte Ergebnisse bringen: in beiden Fällen unbefriedigende Rauschentfernung, und Details, die man retten könnte, sind halt nicht vorhanden...;-).

Bei voller Entrauschleistung und auf 0 gesetzter Detailerhaltung liefert der Filter aber ein überraschend gutes, und, ich wills vorwegnehmen, auch im Vergleich mit Noise Ninja für mich das beste Ergebnis (links unten). Bei voller Detailerhaltung ohne Farbrauschentfernung bekommen wir dagegen das schlechteste Ergebnis (rechts unten).



Abb. 15: Hier nun der direkte Vergleich der beiden Filter mit den für dieses Bild jeweils optimalen Einstellungen: Oben Noise Ninja mit halber Stärke und Weichzeichnung, um möglichst viel Struktur zu erhalten, und auf 0 gesetztem Kontrast, um mit diesem schlimmen Rauschen fertig zu werden. Unten der PS-Filter mit voller Entrauschleistung ohne Detailerhaltung: Das Rauschen wurde in beiden Fällen weitgehend besiegt. Bei Noise Ninja wirkt das Bild etwas feiner und schärfer, bei ‘Rauschen reduzieren’ aber erheblich strukturierter, plastischer und natürlicher. (Natürlich hätte man mit einer selektiven Behandlung vorallem des Himmels in beiden Fällen noch ein besseres Ergebnis erzielen können).



Abb. 16: Hier versuchen sich die beiden Filter nocheinmal selektiv (per Auswahl) an einem leicht rauschigen Milan-Flügel aus einer Aufnahme von Peter Zylla. Der Himmel wurde ebenfalls selektiv mit den angegebenen Settings entrauscht. Bei dem ‘Original’ oben handelt es sich um eine im Raw-Konverter aufgehellte Version.

Bei Noise Ninja hätte hier eine Reduzierung des Kontrasts für ‘matschige’ Farben des Flügels und leicht auch für Ränder an der Auswahlkante gesorgt... Bei ‘Rauschen reduzieren' hätte eine auf 0 gesetzte Detailerhaltung die hier nun definitiv vorhandenen Details im Flügel weich- und weggespült... Für mich ein leichter Punktesieg für den PS-Filter, bei dem vorallem in den dunklen Bereichen die Strukturen klarer herauskommen. (Auch hier hätte sich ein Perfektionist wohl noch selektiv um die immernoch rauschenden Bereiche gekümmert...).


Fazit:


Noise Ninja hat erheblich mehr Einstell-Optionen und bringt in den Händen eines Könners sicherlich sehr gute Ergebnisse. Bei schlimmem Rauschen und gleichzeitig zu erhaltenden Strukturen scheint ‘Rauschen reduzieren’ mit Maximalstärke die Nase aber vorn zu haben und auch sonst mit Noise Ninja zumindest gleichzuziehen, weswegen ich diesen Filter hier empfehlen möchte, nicht zuletzt auch deshalb, weil er viel einfacher zu bedienen ist: mit dem Stärke- und dem ‘Details erhalten’- Schieber lässt er sich sehr bequem dosieren, wobei von Bild zu Bild experimentell herauszufinden ist, ob eine reduzierte Stärke (oft etwas weicher) oder eine erhöhte Detailerhaltung (zuweilen etwas härter) oder nichts von beidem das beste Ergebnis bringt.


Durch Klick auf das Vorschaubild und gehaltener Maustaste lässt sich die Vorher- mit der Nachher-Ansicht vergleichen (bei Noise Ninja mit Klick auf den gebogenen Pfeil rechts neben dem Vorschaubild).




Der Zeitpunkt der Entrauschung


Warum sollte man die Entrauschung vor den Tonwertkorrekturen vornehmen? Weil sie dann meist erfolgreicher arbeitet. Dies ist auch der Grund, warum man sich im Raw-Konverter soweit wie möglich mit Tonwertkorrekturen zurückhalten sollte.


Trotzdem kann es natürlich sinnvoll sein, eine durch Tonwertkorrekturen hervorgerufene Rausch-Erhöhung durch einen anschließenden zweiten Entrauschdurchgang zu bekämpfen.



Abb. 17: Im Vergleich der beiden Bilder unten wird der Vorteil der Entrauschung vor der Aufhellung sichtbar: Der PS-Filter konnte im linken Bild ein wesentlich glatteres Ergebnis erzielen. Ob das verwendete Setting für das Bild das passende war, spielt hier keine Rolle. Bei Noise Ninja kann man im Falle einer Entrauschung danach durch die Erstellung eines neuen angepassten Profils den Schaden weitgehend begrenzen. Links oben das absichtlich unkorrigierte Original aus dem Raw-Konverter, rechts der dramatische Eingriff der automatischen Kontrastkorrektur der ‘Tiefen/Lichter’-Funktion beim Schritt von 0 auf 1%, von dem im nächsten Kapitel noch die Rede sein wird (siehe Tiefen/Lichter).




Entrauschung und HG-Weichzeichnung mit dem Gaußschen Weichzeichnungs-Filter


Auch dies ist eine Möglichkeit, die zur Entrauschung eingesetzt werden kann:


FilterWeichzeichnungsfilterGaußscher Weichzeichner


allerdings eine sehr viel problematischere, da bei einer Radius-Einstellung ab 1.0 aufwärts der Blur-Effekt zu stark wird, und bis Radius 1.0 nur harmlosestes Rauschen in den Griff zu bekommen ist. Außerdem greift der Gauß die Kanten der Auswahl viel stärker an und braucht daher einen größeren 'Sicherheits-Abstand'.


Wozu er sich allerdings hervorragend eignet, ist eine absichtliche Weichzeichnung z.B. eines unschönen oder unruhigen Hintergrunds, wobei man dann nach Bedarf mit dem Radius hochgehen kann bis 30 oder mehr. Natürlich ist das Problem dabei die Auswahlkanten: platziert man sie zu weit weg vom Motiv, fällt die schwächere Weichzeichnung um die Konturen auf, platziert man sie zu nahe, greift der Filter die Konturen an und verwischt sie.


Die Lösung bringt wieder einmal die Ebenen-Technik: wir setzen die Auswahl mit weicher Kante direkt an das Motiv an, erstellen eine Ebene durch Kopie und wenden auf dieser den Gauß an. Dann greifen wir zum Radiergummi und radieren die Konturen des Motivs wieder frei, wobei die Deckkraft 100% betragen und die Kantenhärte der Werkzeugspitze dem Schärfegrad der Kanten des Motivs entsprechen sollte. Nur bei feinen abstehenden Härchen wählen wir verringerte Deckkraft und eine sehr weiche Spitze.


Ist das Motiv freigestellt, können wir die mit dem Radiergummi erzeugte Ebenen-Maske als Auswahl abspeichern:


AuswahlAuswahl ladenHintergrund Kopie TransparenzOK


AuswahlAuswahl speichernOK


Am Schluss verschmelzen wir die Ebenen wieder (siehe auch Ebenen-Technik/Ausschluss von Bildbereichen).


Natürlich stellt sich bei einem solchen Eingriff wieder die ethische Frage: darf man das? Die Antwort lautet: ja, wenn man's gekonnt macht und in der Beschreibung angibt.




Farbabrisse und Banding


Hier geht es um Sonderfälle von Bildstörungen, die einen anderen Ursprung haben als das oben besprochene Rauschen: wenn die Farbtiefe, das heißt die Zahl der darstellbaren Farben für die Pixel eines Bilds nicht ausreicht, um alle Abstufungen eines feinen Farbverlaufs wiederzugeben, können Bänder-artige Stufen - das Color-Banding - oder wolkig ausgefranste Konturen - Farbabrisse - entstehen.



Abb. 18: Ausschnitte aus einem Blumenbild von Pascale. Die latent bereits im Original vorhandenen Farbabrisse habe ich links durch Tonwertspreizung und per Tiefen/Lichter verstärkt. Durch extremes Weichzeichnen und wieder mit Tiefen/Lichter habe ich dann im rechten Bild absichtlich starkes Banding provoziert.



Gegen diese Übel ist kaum ein Kraut gewachsen, wenn sie erst einmal in Erscheinung treten. Zwar kann man den Abrissen mit dem Gaußschen Weichzeichner zu Leibe rücken, handelt sich dabei aber oft Banding ein. Das Vertrackte ist nämlich, dass dieses Banding gerade durch Glättungsmaßnahmen - auch durch zu starkes oder mehrmaliges Entrauschen - verstärkt wird oder überhaupt erst zu Tage tritt. Durch künstliches Hinzufügen von Rauschen - auch dafür hat PS einen Filter im Filter-Menü:


FilterRauschfilterRauschen hinzufügen


- kann man die Bänder zwar wieder einebnen, aber eben zum Preis des Rauschens: den Teufel mit dem Beelzebub ausgetrieben... ein wahrer Teufelskreis.


Bleibt eigentlich nur die Option der Vermeidung:


    Durch Bearbeiten im 16 Bit Modus.

    Durch behutsames Entrauschen und Verzicht auf Weichzeichnen.

    Durch behutsamen Einsatz von Tonwert-Spreizung, Aufhellung mit Tiefen/Lichter und ähnlichem: bei den ersten Anzeichen von Banding heißt es: bis hierhin und nicht weiter, bzw. wieder zurück...


Oder man macht aus dem Laster eine Tugend: Farbabrisse können als künstlerisches Stilmittel für eine poppig-plakative Verfremdung eines Fotos genutzt werden und heißen dann Posterisation. Und Color-Banding kann auch sehr hübsch aussehen als grafische Abstraktion, wie das obige Beispiel zeigt... Im Menü


BildAnpassungenTontrennung


kann man sehr schön das allmähliche Entstehen von Banding und dann Farbabrissen beobachten, wenn man den Schieber von rechts nach links schiebt und damit die Farbabstufungen schrittweise verringert.




Neue Möglichkeiten mit Topaz DeNoise


Erst nachdem ich die erste Fassung dieses Leitfadens beendet hatte, habe ich dieses Programm der Firma Topaz Labs (siehe auch hier und hier) kennengelernt und war und bin von seinen Möglichkeiten und Ergebnissen beeindruckt.


Topaz DeNoise bietet auf der Grundlage komplexer Analysen der Bild- und Rauschbeschaffenheit eine intelligente Mischung aus Rauschentfernung einerseits und Bekämpfung von Tonwertabrissen und Banding durch hinzugefügte Körnung andererseits, bei gleichzeitiger Erhaltung und Schärfung von Details, die oft an Klarheit sogar gewinnen.


Präsentiert wird all das in einem übersichtlichen und einfach zu handhabenden Bedienungsfenster mit einer großen 200%-Detailansicht in der Mitte, auf die man klicken und so die Vorher- und Nachher-Ansicht miteinander vergleichen kann, einer Reihe von Presets für JPEG (Jpeg-Originale und Web-Versionen) und RAW (für in PS geöffnete RAWs und aus externen RAW-Konvertern kommende Tiffs) auf der linken Seite, mit denen man im Normalgebrauch absolut auskommt, und einer Reihe von Einstellschiebern auf der rechten Seite, an denen zu spielen wohl besser dem Profi vorbehalten bleiben sollte. Ich vergreife mich höchstens mal am ersten Schieber für die Gesamtstärke (Overall Strength), wenn der Sprung zwischen zwei Presets zu groß ist und ich die beste Einstellung dazwischen vermute, oder wenn ‘strongest’ immernoch nicht stark oder ‘ lightest’ immernoch nicht sanft genug ist.


Meine derzeitige Vorgehensweise bei der Entrauschung mit Topaz DeNoise sieht folgendermaßen aus:


    1. Erstellung der Auswahlen für Motiv und HG, beziehungsweise für die scharfen und die unscharfen Bereiche (siehe Kapitel 7: Auswahlen erstellen).

    2. Laden der HG-Auswahl und Erstellen einer Ebene durch Kopie (siehe Wie erstellt man eine Ebene?). Damit setze ich dem Programm nur die aufgelösten Bereiche zur Analyse vor und es werden kräftigere Einstellungen errechnet, weil keine Details, sondern nur Rauschen gefunden wird..

    3. Entrauschung mit Topaz DeNoise.

    4. Nun lade ich die HG-Auswahl, die bei der Erstellung der Ebene durch Kopie unsichtbar wird, wieder neu (Auswahl → Auswahl laden → Hintergrund Kopie Transparenz → Ok), verschmelze die Ebenen, kehre die Auswahl um und erstelle eine Ebene per Duplizieren (siehe Wie erstellt man eine Ebene?). Die Schritte in Punkt 4 habe ich als Aktion angelegt.

    5. Diese Ebene setze ich nun wieder Topaz DeNoise vor. Ungeachtet der Auswahl legt das Programm das ganze Bild seinen Analysen zugrunde, und es sieht im Topaz-Fenster auch so aus, als ob das ganze Bild entrauscht würde, was aber nicht der Fall ist - zurück im PS-Fenster sehen wir, dass die Entrauschung nur auf die Auswahl angewendet wird. In den aufgelösten Bereichen wird nun kein Rauschen mehr gefunden, in der neuen Auswahl aber jede Menge Details, auf die es ‘aufzupassen’ gilt, und es kommen ganz andere Einstellungen heraus. So wähle ich oft für beide Auswahlen dasselbe Preset, was aber meist ganz unterschiedliche Settings bedeutet.



Abb. 19: Hier nocheinmal der Flügel vom vorigen Vergleichstest. Man sieht hier vorallem die deutlichere Herausarbeitung der Details bei Topaz DeNoise (ohne Auswahl angewendet).



Abb. 20: Und auch dieses hoffnungslose Bild hab ich Topaz DeNoise nocheinmal vorgesetzt und mit der damaligen Siegerversion verglichen. Das Ergebnis: deutlich weniger Rauschen und mehr Details.



Abb. 21: Einer meiner schärfsten Libellenköpfe, oben als unbehandeltes (auch ungeschärftes) Raw, unten in zwei Durchgängen für HG und Motiv wie zuvor beschrieben mit Topaz DeNoise entrauscht.



Abb. 22: Mit ISO 400 und wenig Licht rauscht meine Cam schon recht kräftig, wie das obere unbehandelte Raw zeigt. Nach der beschriebenen Behandlung mit Topaz DeNoise siehts dann erheblich besser aus (unten).



Abb. 23: Ein 100%-Ausschnitt aus einem meiner Dajaldrossel-Bilder. Früher hätte ich nie gewagt, so etwas zu entrauschen, mit Topaz DeNoise ist es aber möglich. Oben das unbehandelte (auch ungeschärfte) Raw, unten die Entrauschung mit Topaz DeNoise. In der weiteren Bearbeitung würden nun die Tonwertkorrekturen, die Nachschärfung und eine weitere Entrauschung der geschärften Bereiche folgen.



Abb. 24: Hier habe ich oben ohne vorherige Entrauschung aufgehellt und nachgeschärft, wodurch der Rauschpegel erheblich anstieg. Wie Topaz DeNoise damit fertig wurde, zeigt das untere Bild.


Für die HG-Entrauschung habe ich meist das Preset ‘Raw strong’ gewählt, für die detaillierten Bereiche oft dasselbe mit dann aber sehr viel dezenter errechneten Settings, oder auch ‘Raw moderate’.


Welches das passende Preset ist, muss man per Augenmaß in der 200%-Ansicht des Topaz-Bedienungsfensters herausfinden. Es passt dann, wenn einerseits das Rauschen ausreichend reduziert wird (dazu mehr in die aufgelösten Bereiche schauen), und andererseits keine Details weichgespült werden (dazu in die feinstrukturierten Bereiche schauen).


Fazit: Topaz DeNoise ist in meinen Augen das Entrauschungsprogramm der Wahl.




Kapitelanfang

Inhaltsverzeichnis







Kapitel 9: Tonwert- und Farbkorrekturen




In diesem Arbeitsschritt geht es darum, Farben und Kontraste eines Bilds zu optimieren. Dabei sollte man auf folgende Punkte achten:


    Die ursprüngliche Lichtstimmung sollte erhalten werden.

    Lichter nicht ins konturlose Weiß (Überstrahlung, 'ausgefressene', 'ausgebrannte' Bereiche, RGB 255), Tiefen nicht ins konturlose Schwarz ('zugelaufene', 'abgesoffene' Bereiche, RGB 0) treiben.

    Im Gegenteil: man sollte in den Tiefen und Lichtern so viel Struktur wie möglich sichtbar machen.

    Eventuelle Farbfehler/Farbstiche korrigieren.


Die für diese Aufgaben geeigneten Funktionen befinden sich im Menü


BildAnpassungen


Eigentlich kommt man mit drei der hier aufgeführten Programme aus:


Tonwertkorrektur


Gradationskurven


Tiefen/Lichter


Will man gleich auf einer Ebene arbeiten, findet man die Tonwerte und Kurven auch im Menü


EbeneNeue Einstellungsebene




Die Tonwertkorrektur und ihre Funktionen


Klickt man sie an, öffnet sich ein Fenster mit Histogramm und 3 Schiebern darunter: links für die Tiefen in RGB-Position 0, rechts für die Lichter in RGB-Position 255. Der mittlere Schieber ist für die sogenannte Gamma-Korrektur, die unten gleich beschrieben wird.


Hat das Histogramm links und rechts große Freiräume, also keine ausgesprochen dunklen bis schwarzen und hellen bis weißen Bereiche, könnte das auf zu flaue Kontraste und Farben hindeuten (siehe Histogramm und Info). In diesem Fall bringt eine



Tonwertspreizung


eine Verbesserung. Wir spreizen die Tonwerte, in dem wir mit den Schiebern das Gegenteil tun: sie Richtung Mitte zusammenschieben. Dabei geschieht folgendes: angenommen, wir schieben den linken Schieber bis 10 nach rechts: dann wird der bisherige RGB-Wert 10 zum neuen 0 - Punkt (Schwarzpunkt), die bisherigen Werte 0 - 10 werden gekappt (Clipping), das Bild wird dunkler. Schieben wir den rechten Schieber bis 240 nach links, wird der bisherige RGB-Wert 240 zum neuen Weißpunkt 255, alle bisherigen Werte zwischen 240 und 255 werden gekappt und das Bild wird heller. Wenn das Histogramm in diesen Bereichen keine Pixel-Vorkommen anzeigt, wird nichts gekappt, sondern die 255 RGB-Stufen werden an den Tonwertumfang des Bilds angepasst, bzw. dieser Tonwertumfang wird so gespreizt, dass er die 255 Stufen besser oder voll ausnutzt, was als Kontrasterhöhung sichtbar wird. Im neuen Histogramm sieht man dann den breiter gewordenen Berg.


Aber Achtung: nicht jedem Bild tut ein großer Tonwertumfang gut: Bilder mit wenigen gedeckten Farben, zarte weiche Lichtstimmungen, neblige Kontraste usw. gehen bei einer zu harten Tonwertspreizung kaputt. Daher immer nach Augenmaß korrigieren ('Vorschau' rechts unten muss selbstverständlich aktiviert sein), nicht nach Vorstellungen, wie das Histogramm auszusehen hat.


Das Histogramm kann aber helfen, die oben ausgesprochene Warnung vor Überstrahlung und zugelaufenem Schwarz zu befolgen, denn man sollte es vermeiden, die Schieber weiter als bis zum Ansatz des 'Bergs' in die Mitte zu schieben, andernfalls werden Farbstufen gekappt. Gekappte Bereiche werden auch angezeigt, wenn man bei gedrückter Alt-Taste den Tiefen- oder Höhenschieber anklickt und die Maustaste gedrückt hält: dann verwandelt sich das Bild zu einem High-Contrast-Bild, das nur die jeweils hellsten und dunkelsten Stellen anzeigt (der Schwellenwert-Modus).


Mit dem mittleren Schieber können wir die Helligkeit der Mittentöne eines Bilds verändern, ohne den Gesamt-Tonwertumfang zu verändern, das heißt ohne die Tiefen und Lichter gravierend zu beeinflussen. Diese Helligkeits-Korrektur wird also nicht linear auf alle Bereiche gleich angewendet (wie natürlich auch die Korrektur per Tiefen- und Höhenschieber nicht linear, sondern betont im jeweiligen Bereich angewendet wird), sondern in Form einer Potenzial-Gleichung mit dem Potenz-Faktor Gamma, daher der Name



Gamma-Korrektur


Verschieben wir den Mittenschieber nach links, verschieben wir damit die Mitte des Tonwertumfangs in einen dunkleren Bereich, der damit auf die Helligkeit der Mitte angehoben wird: das Bild wird heller und kontrastärmer, flauer. Eine solche Korrektur kann einem dunklen Bild mit harten Kontrasten guttun. Verschieben wir den Mittenschieber nach rechts in einen helleren Bereich, wird dieser auf die Helligkeit der Mitte abgesenkt, das Bild wird dunkler, kräftiger, die Farben kommen gesättigter. Diese Korrektur ist sehr oft bei zu hellen und etwas flauen Bildern heilsam.


Unter den Schiebern zur Tonwertspreizung finden wir zwei weitere Schieber, die das genaue Gegenteil tun, nämlich den



Tonwertumfang verkleinern


Schieben wir hier den linken Schieber bis 10 nach rechts, bewirkt das, dass der bisherige Schwarzpunkt 0 auf die Helligkeit der Stufe 10 angehoben wird. Es gibt dann keinen dunkleren Wert als 10 mehr im Bild. Schieben wir den rechten Schieber bis 240 nach links, wird der bisherige Weißpunkt 255 auf den Wert von 240 abgedunkelt, es gibt dann keinen helleren Wert als 240 mehr im Bild. Der dazwischenliegende Tonwertumfang wird entsprechend zusammengestaucht, was als Kontrastverringerung sichtbar wird. Bildern mit überhöhtem Kontrast und angeschnittenen Tiefen und Lichtern kann eine solche Korrektur guttun.


Im Tonwertkorrektur-Fenster oben kann man wählen, ob man die jeweiligen Korrekturen im RGB-Modus, also auf alle Farbkanäle einheitlich, oder individuell angepasst in den einzelnen Farbkanälen ausführen will. Im RGB-Modus bleiben die Relationen zwischen den Farben erhalten, während Korrekturen in einzelnen Kanälen zu Farbverschiebungen führen.


Hat man die richtigen Schieberpositionen für ein Bild gefunden (wer sich mit den Werten auskennt, kann diese auch direkt eingeben, bzw. markieren und mit dem Scrollrädchen der Maus verändern), klickt man rechts oben auf → OK, um die Korrektur auszuführen. Will man dieselbe Korrektur auf mehrere Bilder anwenden, kann man die betreffenden Settings unter → Speichern abspeichern und dann unter → Laden wieder aufrufen.



Auto-Korrekturen


Hinter dem letzten Button rechts → Optionen verbergen sich drei Möglichkeiten, die Kontraste und Farben eines Bilds automatisch anzupassen. Bei Default-Einstellung ist die zweite ausgewählt:


Kontrast kanalweise verbessern


Damit wird eine individuell an jeden Farbkanal angepasste Tonwertspreizung durchgeführt, was nicht nur Auswirkungen auf den Kontrast, sondern auch auf die Farben hat. Dieser Algorithmus wird unter


BildAnpassungenAuto-Tonwertkorrektur


angewendet.


Mit der ersten Möglichkeit


Schwarzweiß-Kontrast verbessern


wird eine automatische Tonwertspreizung im RGB-Modus, also mit gleichen Werten in allen Kanälen durchgeführt. Dieser Algorithmus wird unter


BildAnpassungenAuto-Kontrast


angewendet.


Mit der dritten Möglichkeit


Dunkle und helle Farben suchen


werden die dunkelsten und hellsten Pixel im Bild ermittelt und eine daran orientierte Tonwertspreizung per Farbkanal durchgeführt. Setzt man in dem Kästchen → Neutrale Mitteltöne ausrichten ein Häkchen, wird ein möglichst neutraler, also grauer Mittelton im Bild gesucht und genau neutral, also mit gleichen Werten in allen Kanälen, ausgerichtet, um einem eventuellen Farbstich entgegenzuwirken. Dieser Algorithmus wird unter


BildAnpassungenAuto-Farbe


angewendet.


Die Option → Neutrale Mitteltöne ausrichten steht auch den anderen beiden Auto-Funktionen zur Verfügung, zusammen mit weiteren Optionen im Feld darunter: → Zielfarben und Beschneiden. Die Zielfarbe für die Tiefen sollte 0/0/0, für die Mitten 128/128/128 und für die Lichter 255/255/255 sein, per Doppelklick auf das entsprechende Kästchen kann man diese Farben ändern, was aber selten empfehlenswert sein dürfte. Rechts kann man wählen, um wie viel die Tiefen und Höhen beschnitten werden sollen. Defaulteinstellung ist jeweils 0,10 %, das heißt, die ersten 0,1% im jeweiligen Bereich werden bei der Festlegung des Schwarz- und Weißpunkts ignoriert und beschnitten. Hier liegt der Grund für die oft völlig überzogenen Ergebnisse der Auto-Korrekturen, denn, wie wir oben 'gelernt' haben, sollte man Beschneidungen ja gerade vermeiden. Daher würde ich eine Zurücksetzung auf 0 empfehlen und nur gegebenenfalls, das heisst bei zu schwacher Wirkung erhöhen. Links unten kann man die gewählten Settings → Als Standard speichern. Sie werden dann auch von allen Auto-Funktionen unter → Bild → Anpassungen übernommen (wobei allerdings bei Auto-Kontrast und Auto-Farbe der Auto-Algorithmus wie oben beschrieben festgelegt ist), sowie auch von den identischen Auto-Funktionen der Gradationskurven. Mit dem → Auto - Button werden die aktuellen Einstellungen der → Optionen angewendet.



Abb. 25: Beispiel Auto-Tonwertkorrektur: man sieht, wie daneben diese Korrektur liegen kann, vor allem, wenn die Beschneidung bei 0.10 steht...



Abb. 26: Beispiel Auto-Farbe: Nicht ganz so weit daneben wie die Auto-Tonwertkorrektur, aber auch hier wird die ursprüngliche Farbstimmung zu stark verändert.



Abb. 27: Beispiel Auto-Kontrast: Für dieses Bild mit Sicherheit die vernünftigste, da zarteste Korrektur. Vielleicht fast schon zu zart, wers gerne kräftiger hätte, könnte manuell eine leichte zusätzliche Verstärkung der Tiefen ergänzen.



Methoden zur Festlegung des Schwarz- und des Weißpunkts


Mit einem Klick auf die schwarze Pipette und einem anschließenden Klick auf das Bild wird an diese Stelle der neue Schwarzpunkt gesetzt. Erwischt man dabei nicht die dunkelste Stelle im Bild, werden alle dunkleren Bereiche beschnitten und 'saufen ab'. Analog dazu kann man mit der weißen Pipette einen neuen Weißpunkt im Bild festlegen. Da bei dieser Methode aber fast zwangsläufig Beschneidungen erfolgen, würde ich sie nicht empfehlen.


Eine genauere Ermittlung der dunkelsten und hellsten Pixel im Bild gelingt mit Hilfe der Schwellenwert-Funktion: im Menü


BildAnpassungenSchwellenwert


oder


EbeneNeue EinstellungsebeneSchwellenwert


zu finden. Ein Histogramm mit einem Schieber darunter erscheint. Diesen Schieber schieben wir nun nach links, bis nur noch wenige schwarze Pixel angezeigt werden. Auf einen solchen Bereich klicken wir bei gedrückter Shift-Taste und markieren damit den Schwarzpunkt. Dann gehen wir mit dem Schieber nach rechts, bis nur noch wenige weiße Pixel angezeigt werden. Auf einen solchen Bereich klicken wir bei gedrückter Shift-Taste und markieren damit den Weißpunkt. Anschließend nicht 'OK' klicken, sondern einfach → Abbrechen oder das Fenster schließen. Zurück bleiben die beiden gewählten Punkte, die wir nun in der erneut aufgerufenen Tonwertkorrektur mit den Pipetten anklicken können: Punkt 1 mit der schwarzen, Punkt 2 mit der weißen Pipette. Auch diese Methode würde ich aus den oben genannten Gründen nicht empfehlen, beide Methoden seien hier nur aufgeführt, um die Funktion der Pipetten zu verstehen: man tut mit ihnen manuell, was die Auto-Korrekturen automatisch tun.



Drei Methoden zur Behebung von Farbstichen


1. Die simpelste zuerst - per Gamma-Korrektur: Die graue Pipette anklicken und damit auf einen Bereich im Bild klicken, der neutral grau sein sollte, was er mit diesem Klick dann auch wird, wobei sich alle anderen Farben im Bild in Relation dazu verändern. Mit einem vorherigen Doppelklick auf die graue Pipette kann man ihr beliebige Farben zuordnen, für die Farbstichbehandlung sollten es aber Grautöne sein, das heißt drei gleiche Werte für R, G und B, wobei es keine Rolle spielt, welcher Wert eingegeben wird, er muss nur in allen Kanälen gleich sein.


2. Per Tiefen-Regler: Hierfür öffnen wir zunächst das Info-Fenster, das wir rechts angedockt haben (siehe Histogramm und Info). Nach Rechtsklick auf die beiden kleinen Pfeile rechts oben deaktivieren wir → Symbolpaletten automatisch verkleinern, damit das Fenster offen bleibt (oder wir ziehen es einfach ganz heraus). Wer es nicht rechts angedockt hat, öffnet es im Fenster-Menü oben. Nun suchen wir einen Bereich im Bild, der neutral dunkelgrau bis schwarz sein sollte, setzen dort einen Markierungspunkt per Klick bei gedrückter Shift-Taste und lesen seine RGB-Werte im Info-Fenster ab. Den mittleren der drei Werte tragen wir nun nach Doppelklick auf die schwarze Pipette im Fenster → Zieltiefenfarbe auswählen in die drei RGB-Kanäle ein und klicken 'OK'. Anschließend klicken wir wieder auf den markierten Punkt.


3. Per Höhen-Regler: Wir gehen in gleicher Weise vor wie in Punkt 2 beschrieben, nur wählen wir einen Bereich im Bild, der neutral hellgrau bis weiß sein sollte, und tragen nach Doppelklick auf die weiße Pipette im Fenster → Ziellichterfarbe auswählen den gefundenen Mittelwert in die drei RGB-Kanäle ein.


Je nach Bild und Bedarf kann man diese drei Korrekturen alle gleichzeitig oder jeweils nur eine oder zwei vornehmen, aber Achtung: es funktioniert nur, wenn im Bild tatsächlich neutralgraue Bereiche vorkommen, und wenn diese Bereiche auch tatsächlich neutralgrau aussehen sollen. Besondere Lichtstimmungen mit natürlich gegebenen tendenziellen Farben - eine Szene im rotgoldenen Licht der untergehenden Sonne etwa - können bei diesem Verfahren verlorengehen.




Die Gradationskurven


Mit Ausnahme des Gamma-Reglers haben und können die Gradationskurven alles, was oben für die Tonwertkorrektur beschrieben wurde, und noch ein bisschen mehr.


Die rechte obere Ecke des Kurven-Diagramms entspricht dem 255-Weißpunkt, die linke untere Ecke entspricht dem 0-Schwarzpunkt. Klickt man die Kurve, die zunächst einmal eine Gerade ist, im Weißpunkt an und zieht sie mit gedrückter linker Maustaste an der oberen Diagrammseite nach links, entspricht das der Tonwertspreizung, zieht man sie an der rechten Seite nach unten, der Verringerung des Tonwertumfangs mit den Höhenschiebern der Tonwertkorrektur. Zieht man sie am Schwarzpunkt unten nach rechts, entspricht das der Tonwertspreizung, zieht man sie an der linken Seite nach oben, entspricht das der Verringerung des Tonwertumfangs mit den Tiefenschiebern der Tonwertkorrektur. Wie die Schieber kann man auch die Kurve bewegen, indem man sie an der gewünschten Stelle anklickt und dann den angezeigten Wert entweder im Eingabe - oder im Ausgabe-Kästchen markiert und mit dem Scrollrädchen der Maus verändert. Klickt man die Kurve in der Mitte, also bei 128/128 an und bewegt sie dort, entspricht das nicht dem Mittelschieber der Tonwerte, man bekommt aber ähnliche Ergebnisse, wenn man sie per → Eingabe auf der horizontalen Achse bewegt.


Die Kanal-Optionen, die Auto-Funktionen und die Pipetten sind identisch zur Tonwertkorrektur, Settings speichern und laden tut man oben über den kleinen Button neben 'OK'. Dort kann man auch unter → Vorgaben verschiedene 'Fertig-Settings' wählen. Unten neben den Pipetten gibt es zusätzlich die nützliche Option → Beschneidung anzeigen, also eine Clip-Warnung.


Die Überlegenheit der Gradationskurven gegenüber der Tonwertkorrektur besteht darin, dass man sie an jedem beliebigen Punkt packen und verändern, das heißt jede der 255 Helligkeitsstufen gezielt beeinflussen kann. Mit einem Klick und gehaltener Maustaste auf eine bestimmte Stelle im Bild wird im Kurvendiagramm angezeigt, wo sich dieser Punkt auf der Kurve befindet und damit in welchem Helligkeitsbereich er liegt, und kann dort beeinflusst werden. In Bereichen, die unverändert bleiben sollen, kann man die Kurve per Klick fixieren. Damit ergeben sich wesentlich differenziertere Korrektur-Möglichkeiten als mit der Tonwertkorrektur und ihren fünf Schiebern.


Zum Einstieg würde ich folgende Kurvenkorrektur empfehlen:


    Die Kurve in der Mitte durch Klick bei 128/128 fixieren.

    Die untere Hälfte in der Mitte bei 64/64 anklicken, die 64 im Ausgabe-Kästchen markieren und mit dem Mausrädchen bis ~58 senken. Dabei das Bild beobachten.

    Die obere Kurvenhälfte in der Mitte bei 191/191 anklicken, die 191 im Ausgabe-Kästchen markieren und bis ~ 196 erhöhen. Dabei das Bild beobachten.


Eine in dieser Weise geschwungene Kurve bringt eine Erhöhung von Kontrast und Farbsättigung, die eine andere Qualität hat als die über die Tonwertspreizung. Aber Vorsicht: schon kleinste Änderungen der Kurvenschwingung können dramatische Auswirkungen haben. Daher rate ich sehr zu der Methode mit dem Scrollrädchen.


Eine weitere oft anwendbare Kurvenkorrektur ist die Aufhellung durch Anhebung der Mitte: bei 128/128 anklicken und mit dem Ausgabe-Wert schrittweise nach oben gehen. Dabei wird das Bild aufgehellt, ohne dass Lichter in die Überstrahlung getrieben werden, und die Kontraste bleiben frisch und werden nicht so weich wie bei der Aufhellung mit dem Gamma-Schieber der Tonwertkorrektur. Geht man zusätzlich noch mit dem Schwarzpunkt unten per Eingabe nach rechts, ergibt dies oft eine angenehme, nicht zu harte Kontrasterhöhung.


In den meisten Fällen ist auch gar nicht mehr nötig als Korrekturen dieser Art. Eine nach eigenem Geschmack leicht geschwungene Kurve kann man sich auch als Aktion speichern (siehe Aktionen), am besten mit Ebene:


EbeneNeue EinstellungsebeneGradationskurven


und hat sie dann als dosierbaren Standard bereit.



Abb. 28: Die beiden oben beschriebenen Kurven-Korrekturen auf dieses Bild angewendet ergeben sehr schöne, etwas kräftigere Ergebnisse als der Auto-Kontrast. Im mittleren Bild wurde die leicht geschwungene Kurve, im rechten Bild die in der Mitte angehobene und unten leicht nach rechts geschobene Kurve angewendet.



Die anderen Programme im Bild-Menü unter → Anpassungen wie → Farbbalance, → Helligkeit/Kontrast, → Farbton/Sättigung usw. sind im Grunde einfach zu bedienende und selbsterklärende Teilbereiche der Tonwert- bzw. Kurven-Korrektur. Mit der Sättigung würde ich sparsam umgehen, nicht bei allen Bildern zum Schluss noch als 'Sahnehäubchen' drüber kippen, sondern nur bei denen, die durch ungünstige Lichtverhältnisse an Farbmangel leiden. Ansonsten ist sie meist überflüssig und kann leicht zu unnatürlichen Farben und, vor allem bei Jpegs, auch zu Einbußen bei der Bildqualität führen (Rauschen, Farbabrisse). Als Richtwert würde ich +10 veranschlagen, ab +20 wird's meist zu viel.

Eine hübsche Option ist → Gleiche Farbe, mit der man die Farben eines zweiten Bilds mit ähnlichen Farben auf das Zielbild übertragen kann, wenn man es unten im Dialogfenster als Quelle angibt. So kann man z.B. zwei Bearbeitungen desselben Bilds oder einer Serie mit demselben Motiv farblich aneinander anpassen. Aber auch ohne zweites Bild bietet das Programm nützliche Korrekturhilfen: so kann man mit dem → Luminanz - Schieber den Farben mehr Leuchtkraft verleihen, ohne die Lichter zu hart anziehen zu müssen. Und hinter dem Kästchen → Ausgleichen verbirgt sich eine weitere Möglichkeit der Entfernung von Farbstichen.


Ausführlicher möchte ich nur noch auf eines dieser Programme eingehen:




Tiefen/Lichter


Mit dem dortigen Tiefen-Regler hat man die Möglichkeit, gezielt sehr dunkle Bereiche aufzuhellen und dort eventuell verborgene Details sichtbar zu machen, ohne die Mitteltöne und noch weniger die Lichter dramatisch zu beeinflussen. Mit dem Lichter-Regler kann man sehr helle Bereiche abdunkeln und dort eventuell verborgene Details sichtbar machen, ohne die Mitten und noch weniger die Tiefen in Mitleidenschaft zu ziehen.


Klicken wir einmal auf → weitere Optionen einblenden unten im Dialogfenster und schauen uns die Optionen an:


→ Stärke ist wohl selbsterklärend, sie steht bei Default für die Tiefen unglücklicher Weise auf 50%, was wir schnell auf 0 korrigieren und unten mit Klick → Als Standard speichern. Als Richtwert würde ich 10% veranschlagen, was darüber liegt, ist viel, oft genügen schon 1 - 5%.


Mit der → Tonbreite stellen wir den Bereich ein, auf den eingewirkt werden soll: je kleiner der Wert, desto mehr beschränkt sich die Tiefen-Aufhellung auf sehr dunkle, die Lichter-Abdunkelung auf sehr helle Bereiche. Bei Default steht sie auf 50%, was ein sehr guter Standardwert ist.


Mit dem → Radius wählen wir den Bereich, der zur Beurteilung herangezogen wird, ob ein Pixel in den Tiefen bzw. Lichtern liegt oder nicht. Bei zu kleinem Radius werden die Kontraste 'matschig', bei zu großem Radius entstehen an Hell-Dunkel-Konturen Halos: helle bzw. dunkle Schatten. Auch hier ist die Defaulteinstellung von 30px ein sehr guter Standardwert.


Da vor allem aufgehellte Bereiche oft an Farbsättigung verlieren, gibt es mit der → Farbkorrektur die Möglichkeit, dem entgegenzuwirken. Sie steht bei Default auf + 20.


Mit dem → Mittelton-Kontrast lässt sich nach Bedarf der Kontrast anpassen, wenn er durch die Tiefen/Lichter-Behandlung gelitten hat. Er steht bei Default auf 0.


Und hinter den 0.01 Clips ganz unten verbirgt sich eine eingebaute Kontrast-Korrektur, die oft sehr gute, bei zarteren Bildern meist bessere Ergebnisse bringt als der Auto-Kontrast, vor allem, wenn der noch 0.10 Clips eingestellt hat. Bei Bildern mit großem Defizit an dunklen und hellen Tönen führt das dazu, dass bei der Tiefen/Lichter-Korrektur beim Schritt von 0 auf 1% eine dramatische Änderung stattfindet, weil das Programm dann zuerst die Kontrastanpassung vornimmt (Anschauungsbeispiel siehe Abb. 17).


Bis auf die Stärke empfehle ich, die Defaulteinstellungen beizubehalten, aber nach Bedarf zu experimentieren.


Die folgende Grafik soll einige Aspekte der Tiefen/Lichter-Funktion veranschaulichen:



Abb. 29: Bei den unbehandelten Grautönen der ersten Zeile kann man sehen, dass auch unsere Augen mit einer Tiefen/Lichter-Funktion ausgestattet sind und Schatten erzeugen, wo objektiv keine sind: so erscheinen die drei mittleren Grautöne als Hell-Dunkel-Verlauf von links nach rechts, wo objektiv keiner ist: eine optische Täuschung.

In den folgenden Zeilen sehen wir drei Tiefen und drei Lichter-Korrekturen. Die drei angegebenen Werte beziehen sich auf Stärke/Tonbreite/Radius. Man kann erkennen, dass die Tiefen-Korrektur wesentlich stärker auf das dunkle Grau links einwirkt als auf das helle rechts, während die Lichter-Korrektur das Gegenteil bewirkt.

Bei Tonbreite 100 gerät das mittlere Grau deutlich mehr in den Einflussbereich beider Korrekturen. Bei Radius 30 entsteht ein nun objektiv messbarer Hell-Dunkel-Verlauf, der bei Radius 0 verschwindet (bei Bildern aber mit dem Effekt der 'matschigen' Kontraste 'bezahlt' werden muss).

Das reine Schwarz links und das reine Weiß rechts bleibt unberührt: was wirklich 'über dem Jordan' liegt, ist auch mit 'Tiefen/Lichter' nicht zu retten.



Anwendung der Tiefen/Lichter-Funktion


Zunächst wende ich gerne die eingebaute Kontrastkorrektur an, indem ich mit den Tiefen auf 1% gehe.


Bei Bildern mit harten Kontrasten und einem Tonumfang von 0 bis 255 tut eine Pauschalkorrektur oft gut, sollte aber möglichst unter 5% Stärke liegen.


Der Großteil der Anwendung aber geht gezielt per Auswahl (siehe Kapitel 7: Auswahlen erstellen) auf zugelaufene und ausgebrannte Bereiche, Schatten und Bestrahlungen, schwarze und weiße Tiere usw. Und da kann es dann auch mal vorkommen, dass man bei der Aufhellung einer schwarzen Haube oder eines Auges mit der Stärke sehr hoch gehen muss. Wichtig ist dabei immer, dass man um die unerwünschten Effekte weiß und sie verhindert.



Abb. 30: Beispiel für eine extreme Tiefen/Lichter-Korrektur: Links oben das Original: die hübsche Schamadrossel kam zwar sehr nahe, aber im Wald gibt's eben kein Licht... Oben rechts hab ich die Tiefen bis 50% hochgezogen, alle anderen Settings stehen bei Default. Zwar ist jetzt mehr von dem Vogel zu sehen, aber er hat die typische Tiefen/Lichter-Aura bekommen. Links unten hab ich den Radius auf 0 gezogen und damit die Halos verschwinden lassen, damit allerdings auch eine Abflauung der Kontraste bewirkt. Rechts unten hab ich die Tonbreite auf 40 reduziert und den Mittelton-Kontrast auf 20 erhöht, um wieder mehr Farbe in den blassen HG zu bekommen. Ich meine, ein ansprechendes Ergebnis, auf dem sich aufbauen lässt, und das hier mit einem einzigen Korrekturschritt erzielt wurde.




Tonwertkorrektur per Ebenen-Füllmethode


Dies kann ein schneller und bequemer Weg sein, zum gewünschten Ergebnis zu kommen: Im Menü


EbeneNeuEbene durch Kopie


oder


EbeneEbene duplizieren


eine Ebene anlegen und in der


 Ebenen


-Palette das Menü links oben entfalten, wo als Standard → Normal eingestellt ist. Mit der Option → Multiplizieren wird das Bild drastisch abgedunkelt, mit → Negativ multiplizieren drastisch aufgehellt. Die Option → Ineinanderkopieren bringt eine deftige Kontrast-Anhebung. Diese meist viel zu heftigen Effekte kann man aber durch Verminderung der Ebenen-Deckkraft anschließend auf ein gefälliges Maß reduzieren (siehe auch Ebenen-Technik/Feindosierung).




Beispiel einer einfachen Tonwertkorrektur


Nach so viel Text könnte nun der Eindruck entstehen, der Schritt der Tonwertkorrektur sei enorm zeitaufwändig und kompliziert. In der Praxis ist meist das Gegenteil der Fall, und nach der mühsamen Erstellung der Auswahlen freu ich mich immer darauf, ein Bild dann mit ein paar Klicks zum 'Blühen' zu bringen. Bei Jpeg-Originalen kann man oft auch gänzlich auf Korrekturen verzichten.


Daher nehmen wir besser ein Raw als Beispiel. Und da wir dieses ja sehr weich im Raw-Konverter entwickelt haben (siehe Kapitel 3: Die Entwicklung im Raw-Konverter), besteht der erste Schritt in einer Auto-Kontrast-Korrektur auf einer Ebene, den wir als Aktion aufrufen (siehe Aktionen), weil wir ihn dort als solche abgespeichert haben. Per Ebenen-Deckkraft dosieren wir die Korrektur zu einem bekömmlichen Maß, und schützen mit dem Radiergummi die Stellen, die sonst zulaufen oder ausbrennen würden (siehe auch Ebenen-Technik/Ausschluss von Bildbereichen).


Tip: Vergessen wir das einmal und bemerken später bei der Bearbeitung, dass uns doch etwas ausgebrannt ist, greifen wir zum


 Protokollpinsel


(oder zum Radiergummi mit aktivierter Option → Basierend auf Protokoll löschen). Dann öffnen wir das Protokoll und klicken links auf das Kästchen des Stadiums, das einen Schritt vor der Aktion liegt, die die Überstrahlung verursacht hat. Nun können wir die betreffende Stelle im Bild auf dieses Stadium 'zurückradieren'. Auch andere Patzer lassen sich so oft noch reparieren.


Bringt der Auto-Kontrast kein befriedigendes Ergebnis, probieren wirs mit der Kurve und rufen unsere bei den Aktionen gespeicherte sanft geschwungene Standard-Kurve auf einer Ebene als Aktion auf. Oder die Autokorrektur der Tiefen/Lichter. Welche Korrektur tut dem Bild gut? Oder alle zusammen? Oder keine, und besser per Hand einstellen? Sollte man die Mitten mit der Kurve noch etwas nach oben ziehen? Oder per Gamma-Regler etwas abdunkeln und kräftigen? Könnte man per Auswahl und Tiefen/Lichter hier und dort noch etwas Struktur in Schatten und Lichtern heraus kitzeln? Sind alle Fragen befriedigend gelöst, können wir zur abschließenden Schärfung übergehen.




Kapitelanfang

Inhaltsverzeichnis







Kapitel 10: Die Nachschärfung




Kaum ein Bild ist so scharf, dass es nicht noch schärfer sein könnte. Das gilt vor allem für Raws, die von Kamera-internen Schärfungen von vornherein ausgeschlossen sind (zum Glück!), und die wir aus gutem Grund auch ungeschärft im Raw-Konverter entwickeln (siehe Kapitel 3: Die Entwicklung im Raw-Konverter). Wenn nun aber alle Arbeiten am Bild abgeschlossen und keine weiteren Eingriffe auf die Pixel mehr nötig sind, die diese in 'Unordnung' bringen könnten, ist der Zeitpunkt der Nachschärfung gekommen. Im Menü


FilterScharfzeichnungsfilter


befinden sich für diese Aufgabe fünf Filter. Drei davon haben feste Einstellungen ohne Anpassungsmöglichkeit (es sei denn über eine Ebene):


Scharfzeichnen


Stärker scharfzeichnen


und


Konturen scharfzeichnen


Ihre Namen sind wohl selbsterklärend, also einfach mal ausprobieren und sich den jeweiligen Effekt anschauen.


Genauer befassen wollen wir uns hier mit den beiden Programmen, die Anpassungs-Optionen enthalten: der als Standard geltende Filter


Unscharf maskieren


und der von mir empfohlene


Selektive Scharfzeichner


der ebenfalls das Verfahren Unscharf maskieren anwendet, aber mit weiterführenden Optionen ausgestattet ist.




Wie arbeitet ein Scharfzeichnungsfilter?


Er erhöht den Kontrast zwischen benachbarten Pixeln unterschiedlicher Tonwerte. Der Grad der Kontrastanhebung wird mit der → Stärke eingestellt. Mit dem → Radius wird festgelegt, in welchem Umkreis Pixel für die Kontrasterhöhung miteinander verglichen werden. Im → Unscharf maskieren - Filter gibt es als dritte Einstell-Option den → Schwellenwert: dort wird festgelegt, wie groß der Tonwert-Unterschied zwischen Pixeln sein muss, um als unterschiedlich und damit zur Kontrasterhöhung geeignet eingestuft zu werden. Der Schwellenwert ist in die 255 Helligkeitsstufen des RGB Farbsystems aufgeteilt. Bei 0 wird jedes Pixel in die Kontrasterhöhung eingeschlossen, daher ist 0 als Default-Einstellung zu empfehlen. Ab 1 aufwärts wird der Kontrast nur zwischen den Pixeln erhöht, deren Helligkeit mindestens um die eingestellte Zahl an Stufen in der RGB-Skala auseinanderliegt. Mir gefällt der Effekt eines angehobenen Schwellenwerts meist nicht, oft wirkt das Bild dann durch die ungleichmäßig einwirkende Schärfung wolkig und verwaschen. Daher würde ich den Schwellenwert nur bei sehr schwierigen Bildern - vor allem bei Rauschproblemen - einsetzen.


Das Verfahren Unscharf maskieren funktioniert im Prinzip so, dass ein transparentes unscharfes Negativ des Bilds über das Original gelegt wird, um Konturen deutlicher hervorzuheben. Dadurch wird die Nachschärfung verstärkt an Konturen wirksam.


Der in meinen Augen beste Schärfungs-Filter ist der → Selektive Scharfzeichner, englisch 'Smart sharpen'. Hier stehen an Stelle des Schwellenwerts verschiedene Verfahren zur unscharfen Maskierung zur Verfügung: neben dem im 'Unscharf maskieren'-Filter angewendeten → Gaußschen Weichzeichner gibt es den → Tiefenschärfe abmildern - Filter, der außerhalb der Schärfe befindliche Bereiche stärker weichzeichnet und dort die Schärfung minimiert, wodurch aufgelöste Bereiche so gut wie gar nicht angegriffen werden. Diese Option würde ich als Standard wählen. Der dritte Filter Bewegungsunschärfe versucht, gezielt auf eine in einer bestimmten Richtung verwischte Unschärfe einzuwirken.


Was den Selektiven Scharfzeichner Außerdem 'smart' macht, ist die Möglichkeit, genau dosiert die heiklen sehr dunklen und sehr hellen Bildbereiche (dort entstehen am leichtesten die unerwünschten Nebeneffekte der Schärfung: Rauschen und Säume) aus der Schärfung auszuklammern. In jeweils einem Fenster für die Tiefen und für die Lichter kann man mit drei Schiebern folgende Einstellungen vornehmen:


→ Verblassen um regelt den Grad, mit welchem die betreffenden Bereiche vor der Schärfung geschützt werden sollen: von 0 (kein Schutz = volle Schärfung) bis 100% (voller Schutz = keine Schärfung).

→ Tonbreite und → Radius sind analog zu den Optionen der Tiefen/Lichter-Funktion (siehe Tiefen/Lichter), wobei der Radius hier aber Standard-mäßig auf 1 stehen sollte.


Mit diesen Optionen heißt es wie immer: experimentieren. Bei Bildern mit geringem Kontrastumfang werden die Unterschiede kaum sichtbar sein, bei einer Krähe im Schnee dann aber schon. Normalerweise fährt man mit Einstellungen um die 30% bis 40% gut. Die Ergebnisse werden mit dem Selektiven Scharfzeichner feiner und rauschfreier als mit 'Unscharf maskieren'.




Wie gehe ich beim Schärfen vor?


Ich erstelle für die zu schärfenden Bereiche eine Auswahl. Falls ich wie in Kapitel 7: Ein sinnvoller Workflow beschrieben bereits eine gespeicherte Auswahl zur Verfügung habe, rufe ich diese nun auf: (→ Auswahl → Auswahl laden) und nehme die nötigen Verfeinerungen vor: entweder durch Verkleinern um 1 - 3 Pixel und entsprechend weicher Kante, oder besser noch mit der schönen Option → Kante verbessern und dort den passenden Einstellungen (siehe Die Auswahlkante). Grundsätzlich sollte die Auswahlkante leicht innen an den Konturen verlaufen und nicht knallhart sein, um Säume zu verhindern. Wenn ich in der Schärfe liegende Bereiche der Umgebung mit in die Nachschärfung einbeziehen will, gehe ich in den


 Maskierungsmodus


und radiere die betreffenden Bereiche (oft mit verringerter Deckkraft) frei.


Ich erstelle eine Ebene per → Ebene durch Kopie und wähle für das Bild die 100% Ansicht:


 Zoomwerkzeug → Rechtsklick auf dem Bild → Tatsächliche Pixel


Ich rufe den Selektiven Scharfzeichner mit den oben beschriebenen Standard-Settings auf. Wer noch wenig Erfahrung im Nachschärfen hat, kann nun folgendes tun: unter → Scharfzeichnen die Stärke auf 50 (also mittelstark) und den Radius auf 0.1. (kleinster Wert) stellen und dann den Radius schrittweise hochziehen, bis es scharf, aber nicht überschärft aussieht. Um Überschärfung besser erkennen zu können, ziehe man den Radius absichtlich übers Ziel hinaus und reduziere ihn dann auf das bestbekömmliche Maß. Mit Klick auf das Vorschaubild und gehaltener linker Maustaste vergleiche man immer wieder die Vorher- mit der Nachher-Ansicht. Hat man den passenden Radius gefunden, spiele man anschließend nochmal mit der Stärke, gehe kräftig übers Ziel hinaus und reduziere ebenso kräftig, um ein Gefühl für die richtige Dosierung zu bekommen, die dann irgendwo liegen kann, meist aber nicht über 100. Passt es, klicke man → OK




Faustregeln und Richtwerte


Die Einstellungen für Stärke und Radius hängen im Wesentlichen von zwei Faktoren ab: Der Pixelgröße des Bilds und seiner optischen Schärfe. Dabei ist die Wahl des passenden Radius entscheidender für ein gutes Schärfungsergebnis als die Wahl der passenden Stärke, bei der man einen größeren Spielraum hat. Als Orientierungshilfe daher hier mal zwei Faustregeln:


    Regel 1: Je größer das Bild, desto größer muss der Radius gewählt werden.

    Regel 2: Je schärfer das Bild, desto kleiner muss der Radius gewählt werden.


Beide Regeln implizieren natürlich ihre Umkehrung: Je kleiner das Bild, desto kleiner, je unschärfer das Bild, desto größer muss der Radius gewählt werden. Um das etwas konkreter zu machen, hier ein paar Richtwerte:


Bei Bildern von einer Breite von 4500px oder mehr bedeutet ein kleiner Radius bei guter Schärfe vielleicht 2.0px, ein großer Radius bei schlechter Schärfe 4.0px.


Bei Bildern von einer Breite von 3000px oder mehr bedeutet ein kleiner Radius bei guter Schärfe vielleicht 1.0px, ein großer Radius bei schlechter Schärfe 2.0px.


Bei Bildern von einer Breite von 1000px oder weniger, also Webgrößen, bedeutet ein kleiner Radius bei guter Schärfe 0.1px, ein großer Radius bei schlechter Schärfe vielleicht 0.3px.


Was die Stärke angeht, so kann man Werte unter 50% als gemäßigt, 80% schon als kräftig und 100% oder mehr als sehr kräftig betrachten. Oft ist es sinnvoll, einem großen Radius eine milde und einem kleinen Radius eine kräftigere Stärke beizugeben.


Tip: Eine gute Option kann ein zweiter Schärfunsdurchgang mit nach Augenmaß neu eingestellten, normalerweise stark reduzierten Settings sein.




Nachkorrekturen


Nach angewandter Schärfung untersuche ich das Ergebnis, und wo ich unerwünschte Effekte der Nachschärfung entdecke - z.B. hat in einem nicht in der Schärfe liegenden Bereich lediglich das Rauschen zugenommen, weiche Flaumfederchen sind zu Kratzbürsten geworden, feine Härchen haben Säume bekommen usw. - radiere ich die Schärfung mit dem Radiergummi und passender Deckkraft (ausprobieren!) an den betreffenden Stellen wieder teilweise oder ganz weg (siehe auch Ebenen-Technik/Ausschluss von Bildbereichen). Diese Methode ist besser, da verlustfrei, als die Korrektur überschärfter Bereiche mit dem


 Weichzeichner-Werkzeug 


Bereiche, die nicht genug Schärfung erhalten haben, kann man mit dem


 Scharfzeichner-Werkzeug 


Stärke möglichst nicht über 10%, nachbehandeln.


Die am Schluss entstandene Auswahl mit den verschieden starken Deckungsbereichen speichere ich nun als endgültige Schärfungs-Auswahl ab (→ Auswahl → Auswahl laden → Ebene 1 Transparenz → OK, und dann → Auswahl → Auswahl speichern → Neu bzw. Alpha 1 → OK) Danach verschmelze ich die Ebenen (→ Ebene → Sichtbare auf eine Ebene reduzieren).




Vergleich USM (Unscharf maskieren) contra Selektiver Scharfzeichner



Abb. 31: Dies ist ein gedrehter Ausschnitt aus einem ungeschärften Fullframe in 100%-Ansicht. Auf den wollen wir einmal die beiden oben genannten Scharfzeichnungsfilter anwenden:



Abb. 32: Vergleich USM - Selektiver Scharfzeichner. Die Werte beziehen sich auf Stärke, Radius und Schwellenwert bei USM, bzw. auf Stärke, Radius und die oben beschriebenen Tiefen/Lichter-Settings beim Selektiven Scharfzeichner. Beide Schärfungen wurden ohne Auswahl pauschal angewandt, also so, wie man es nicht machen sollte. Es wird offensichtlich, dass das Ergebnis mit USM erheblich gröber ausfällt und bereits ordentlich überschärft ist. Ein unfairer Vergleich, da USM eben nicht über die Möglichkeiten des Selektiven Scharfzeichners verfügt.


Geben wir USM aber noch eine Chance:



Abb. 33: Hier habe ich bei USM wesentlich gemäßigtere Wert gewählt, was ein ansprechenderes Ergebnis zur Folge hatte. Allerdings war dann auch die Schärfung nicht mehr so wirkungsvoll.



Abb. 34: Zum Schluss noch der Vergleich Pauschalschärfung und gezielt per Auswahl angewandter Schärfung, ausgeführt auf einer Ebene und mit dem Radiergummi Überschärfungen korrigiert. Wer genau hingeschaut hat, hat gesehen, dass die im Vergleich mit USM 'siegreich' hervorgegangene Pauschalschärfung mit dem Selektiven Scharfzeichner auch nicht das Gelbe vom Ei und für viele Bereiche zu viel des Guten war (Reflektionen auf dem Schnabel und im Auge, Säume an der Stirn und an Schwarzweiß-Konturen im Gefieder, leicht rauschiges Flaumgefieder...). Diese Mängel habe ich in der unteren Version versucht, mit dem Radiergummi bei verschieden starker Deckkraft zu beheben. Diese Version würde ich dann nochmals mit Topaz DeNoise entrauschen und dann als endgültige Fassung abspeichern.




Das Problem mit der Nachschärfung bei Jpeg-Originalen



Abb. 35: Beispiel für ein unschärfbares Jpeg-Original: ausser Rauschen nichts gewesen... Die Aufnahme stammt von Pascale.




USM zur Anhebung des 'Local Contrast'


Wie zu Anfang beschrieben erhöht ein Scharfzeichnungsfilter den Kontrast zwischen benachbarten Pixeln unterschiedlicher Tonwerte. Diese Funktion kann man sich auch zu Nutze machen, wenn man den Kontrast in einem flauen Bild in feingranularer Weise verbessern will, das heisst ohne großflächige helle Bereiche noch heller oder dunkle Flächen noch dunkler werden zu lassen, sondern nur durch eine Kontrastanhebung im unmittelbaren 'lokalen' Umkreis von wenigen Pixeln. Dafür wähle man eine extrem niedere Stärke von ~ 20%, und einen extrem weiten Radius von ~50px bei Default-Schwellenwert 0. Wer also einmal mit den Mitteln der Tonwertkorrektur nicht mehr weiterkommt, für den könnte dieses Verfahren noch eine Option sein.


Tip: Auch für die Bereiche Nachschärfung und Detailverdeutlichung gibt es von Topaz Labs mit InFocus und Detail interessante Plug-Ins mit teilweise verblüffenden Optionen der Micro-Kontrasterhöhung.




Kapitelanfang

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Kapitel 11: Abspeicherung und Web-Präsentation




Ich speichere jedes Bild in drei verschiedenen Ordnern ab: Zuerst das Raw, dann die fertige Bearbeitung als Tiff (oder PSD), und schließlich als Jpeg. Dadurch entsteht eine solche Ordnerstruktur:



Abb. 36



Für Bilder, die ich im Web präsentiere, gibt es an anderer Stelle dann noch einen vierten Ordner, z.B. fürs 'Forum'.


Wer an seinen Bildern hängt, sollte darüber hinaus mindestens eine, besser zwei oder mehr Sicherheitskopien an getrennten Orten anlegen. Dafür eignen sich externe Festplatten, die diese Arbeit wesentlich bequemer und schneller gestalten als die mühsame Abspeicherung auf CDs oder DVDs, und wohl auch haltbarer sind.




Die Abspeicherung in Tiff


Zunächst legen wir die fertige Bearbeitung als Tiff an: dafür gehen wir ins erste Menü


DateiSpeichern unter


Dort öffnet sich ein Dialogfenster, wo wir zunächst bestimmen, auf welchem Laufwerk und in welchem Ordner das Bild abgespeichert werden soll. Darunter geben wir den Dateinamen ein - der Übersicht halber am besten denselben wie beim Raw, z.B. Braunwürger 09 - und wählen das Format, also Tiff bzw. PSD, setzen bei ICC-Profil ein Häkchen und klicken auf Save. Im Tiff-Optionen-Fenster kann man bestimmen, ob das Bild unkomprimiert Ohne, oder mit den angeblich verlustfreien Methoden LZW oder ZIP komprimiert werden soll. Wer Speicherplatz sparen will, sollte LZW wählen, mit ZIP könnten manche älteren View-Programme Schwierigkeiten haben. Die anderen Default-Settings – Interleaved, IBM PC – lassen wir unberührt stehen und klicken OK.


Achtung (!): Wer in Jpeg fotografiert hat, im Datei-Menü auf keinen Fall Speichern anklicken, denn damit wird das Original mit der Bearbeitung überschrieben und geht dadurch verloren. Mit Speichern werden Änderungen an einem Bild ungefragt an gleicher Stelle abgespeichert. Daher immer Speichern unter wählen: damit wird eine neue Kopie angelegt.


Ist das Tiff unter Dach und Fach, legen wir ebenfalls unter gleichem Dateinamen noch eine Jpeg-, und bei Bedarf noch eine Web-Version an.




Die Abspeicherung in Jpeg


Falls wir fürs Tiff Adobe RGB als Farbprofil eingebettet haben, konvertieren wir für das Jpeg als erstes nach sRGB (siehe Zuweisen und Konvertieren). Anschließend wechseln wir im Menü


BildModus


vom 16 Bit- in den 8 Bit-Kanal Modus.


Tip: Diese beiden Schritte als Aktion anlegen (siehe Aktionen).


Dann wie oben beschrieben Datei Speichern unter, als Format Jpeg wählen und Save. Nun öffnet sich das Fenster mit den Jpeg-Optionen. Wir wählen maximale Qualität, also 12, und eine der drei Optionen darunter: Baseline ist der Standard, ich habe Grundlinie optimiert eingestellt, erzeugt eine minimal kleinere Datei mit nicht sichtbaren und auch (für mich) nicht messbaren Unterschieden, bei Progressiv wird das Bild in 3 bis 5 Durchgängen geladen, wem das Spaß macht... Option 2 und 3 soll für manche Browser nicht lesbar sein, ist mir aber noch nicht begegnet... Rechts im Fenster sollte die Vorschau aktiviert sein, darunter kann man die aktuelle Dateigröße in KB ablesen. Und OK.




Die Verkleinerung fürs Web


Für die Präsentation im Web sollte ein Bild erstens eine geringe Datei-, also KB-Größe haben, um möglichst schnell geladen werden zu können, und die Seitenabmessungen sollten an die Möglichkeiten der Monitordarstellung angepasst werden, damit man es als Ganzes ohne zu scrollen betrachten kann. Im Forum steht das Limit für die KB-Größe bei großzügigen 400 KB, das Limit der Seitenabmessung bei 1000 Pixel (mit Sonderrechten für Panoramas), was für die Bildbreite ein passender Wert, für die Höhe meist schon zu viel ist und gescrollt werden muss: da würde ich möglichst nicht über 850px gehen.


Um ein Bild zu verkleinern, gehen wir ins Menü


BildBildgröße


Dort stellen wir für ein Querformat die Breite auf 1000 Pixel (oder weniger), für ein Hochformat die Höhe auf 850 Pixel (oder weniger). Oben im Fenster kann man die Dateigröße des Bilds vor und nach der Verkleinerung ablesen. Unten muss Proportionen erhalten aktiviert sein, was bewirkt, dass sich die Höhe automatisch der gewählten Breite anpasst und umgekehrt, damit es keine Verzerrungen gibt.


Außerdem kann man zwischen fünf Umrechnungs-Methoden wählen und sollte sich für die Default-Einstellung Bikubisch entscheiden. Pixelwiederholung bringt indiskutable Ergebnisse, Bilinear bringt sehr ähnliche, eine Spur härtere Ergebnisse, und bei Bikubisch glatter und Bikubisch schärfer wird es entweder zu glatt oder zu scharf...;-). Die Option Stile skalieren ist für uns bedeutungslos.


Der Absatz Dokumentgröße ist nur dann von Bedeutung, wenn wir das Bild ausdrucken oder in Anwendungen wie 'Microsoft Office Word' einbinden wollen. Bei festgelegter Pixelzahl entscheidet




Die Auflösung


über die Größe des Ausdrucks. Auflösung ist die Anzahl der Pixel auf einer festgelegten Flächengröße. Je mehr Pixel, desto detaillierter die Darstellung. Meist wird die Auflösung in Pixel pro Zoll bzw. Dots per Inch (dpi) angegeben, zum besseren Verständnis will ich sie aber mal pro cm angeben. Ein Bild von einer Seitenabmessung von 1000x1000 Pixel würde bei einer Auflösung von 100 Pixel/cm einen Ausdruck von 10x10cm ergeben. Bei halber Auflösung, also 50 Pixel/cm, würde der Ausdruck 20x20cm groß, bei doppelter Auflösung, also 200 Pixel/cm, nur 5x5cm groß werden. Die Qualität des Bilds bleibt bei diesen Beispielen unverändert. Sie verändert sich dann, wenn ich z.B. einen Ausdruck von 20x20cm mit einer Auflösung von 100 Pixel/cm 'erzwingen' will: dann wird das Bild auf eine Seitenabmessung von 2000x2000 Pixel aufgeblasen. Es enthält dadurch natürlich nicht mehr Informationen, sondern die vorhandenen Informationen werden auf die vierfache Pixelzahl verteilt, was einen Qualitätsverlust bedeutet. Andererseits könnte man mit einer Auflösung von 10 Pixel/cm einen Ausdruck von einem Quadratmeter Größe in miserabler Qualität erstellen.


Pixelanzahl, Auflösung und Größe des Ausdrucks stehen also in festgelegten Proportionen zueinander, und man hat grob gesagt die Wahl zwischen einem winzig kleinen Ausdruck mit toller Auflösung und gestochener Schärfe, oder einem großen Ausdruck mit schlechter Auflösung und pixeliger Schärfe.




Nachschärfung der Verkleinerung


Haben wir das Bild nun verkleinert (und für Quer- und Hochformat jeweils eine Aktion für die Verkleinerung angelegt), sieht das Bild meist nicht mehr ganz scharf aus: bei der drastischen Reduzierung der zur Verfügung stehenden Pixel hat die Schärfebrillanz gelitten. Kein Wunder: ein Detail, das in der Originalgröße mit 80 Pixeln dargestellt wurde, hat jetzt vielleicht nur noch 10 Pixel zur Verfügung. Klar, dass da einiges durcheinanderkommt bei der Umrechnung. Paradoxer Weise tritt aber auch ein gegenteiliger Effekt auf: ein nicht ganz scharfes Original kann in der Webgröße noch eine gute Schärfe erreichen, denn auch die Unschärfe wird verkleinert: eine unscharfe Kontur etwa, die im Original als Verlauf von 10 Pixeln dargestellt wurde, schmilzt in der Verkleinerung auf ein oder zwei Pixel zusammen und wirkt plötzlich scharf...


In den allermeisten Fällen ist eine Nachschärfung der Verkleinerung angesagt. Dafür gehen wir wie in Kapitel 10: Wie gehe ich beim Schärfen vor? beschrieben vor: wir rufen die gespeicherte Schärfungs-Auswahl auf, erstellen eine Ebene und wählen den Selektiven Scharfzeichner. Falls dort noch die Werte der Nachschärfung in der Originalgröße stehen, werden wir schnell feststellen, dass die nun nicht mehr passen und das Bild grotesk überschärfen. Also schnell mit dem Radius links an den Anschlag auf 0.1 Pixel. Und meist bleibt er da bei mir auch stehen. Die Stärke kann dann - ähnlich wie in der Originalgröße - irgendwo zwischen 20- und 150% liegen, meist aber zwischen 40 und 80%. Die sonstigen Settings und die Vorgehensweise bleiben bestehen.


Tip: Ich habe mir für die Nachschärfung der Web-Bilder folgende Standard-Aktion angelegt: Ebene durch Kopie und dann zwei Schärfungsdurchgänge mit dem Selektiven Scharfzeichner, erst mit Stärke 80/Radius 0.1, und dann nochmal mit 40/0.1. Meist muss ich dann die Wirkung durch Reduzierung der Ebenen-Deckkraft noch leicht abmildern.




Die Sache mit der schrittweisen Verkleinerung


Immer wieder hört man die Empfehlung, bei der Verkleinerung eines Bilds schrittweise vorzugehen, also etwa in 500 Pixel-Schritten. Dazu folgendes:


Verkleinert man lediglich schrittweise, ohne bei jeder neuen Größe einen Bearbeitungseingriff vorzunehmen, ist ein solches Bild nicht von einem Bild zu unterscheiden, das in einem Schritt verkleinert wurde. Minimale Differenzen erkennt man höchstens in vielfacher Vergrößerung oder anhand winziger Verschiebungen im Histogramm.


Eine schrittweise Verkleinerung macht also nur dann Sinn, wenn in jeder Zwischengröße eine Korrektur vorgenommen wird. Empfohlen wird, jede Zwischengröße nachzuschärfen.


Nach meiner Erfahrung sind aber auch mit einer solchen Behandlung keine nennenswerten Vorteile gegenüber der Verkleinerung in einem Schritt und einer einmaligen Nachschärfung zu erzielen. Ausnahme: unscharfe Ausgangsbilder, die mit der schrittweisen Methode mitunter besser zurechtgebogen werden können.


Demgegenüber sind aber die Gefahren der schrittweisen Verkleinerung plus Nachschärfung ungleich größer: denn jeder kleine Fehler vor allem bei der Wahl des Radius summiert sich und führt oft zu unschön überschärften Endergebnissen. Entschieden abzuraten ist davon, das Ganze als Aktion anzulegen und damit festgelegte Schärfungs-Parameter auf alle Bilder gleich anzuwenden. Denn jedes Bild und jede Größe erfordern eine individuelle Anpassung der Schärfung.


Machen wir aber einmal die Probe aufs Exempel und holen uns nocheinmal den Nachtreiher aus Kapitel 10:



Abb. 37: Um 500px verkleinert und nach bestem Wissen nachgeschärft.



Abb. 38: Weitere 500px verkleinert und nach bestem Wissen nachgeschärft.



Abb. 39: Weitere 500px verkleinert und nach bestem Wissen nachgeschärft.



Abb. 40: Und nun der Vergleich (und man sieht endlich mal das ganze Bild, und den Grund, warum ich es nicht ins Forum gestellt habe: Perspektive ... pfui...;-): Oben wie mitverfolgt die schrittweise Verkleinerung plus Nachschärfung, unten in einem Schritt verkleinert und einmal nachgeschärft (bis auf die Beine, die hab ich mit gleicher Einstellung ein zweites Mal nachgeschärft). Also ich tendiere fast dazu, die untere Version vorzuziehen: sie wirkt natürlicher, die obere Version wirkt 'behandelter', allerdings vielleicht etwas schärfer... da mag sich jeder selbst ein Urteil bilden.



Mein Fazit: Schrittweise Verkleinerung plus Nachschärfung nur für professionellen Umgang mit der Schärfung. Dann ist mit dieser Methode ein Tick mehr Schärfe möglich, der Motiven mit klaren, harten Konturen mehr Brillanz verleihen kann, für Motive mit weichen Konturen aber nicht unbedingt vorteilhaft ist.


Tip: Die etwas brillantere Schärfe der schrittweisen Methode erreicht man meist einfacher und besser kontrollierbar durch einen zweiten Schärfungsdurchgang des in einem Schritt verkleinerten Bilds mit angepasst reduzierten Settings (siehe auch hier).



Wer sein Bild nun fertig verkleinert und nachgeschärft hat, möchte vor der Abspeicherung fürs Web vielleicht noch einen




Rahmen anlegen


Das geht so: Im Menü


AuswahlAlles auswählen


anklicken. Im Menü


BearbeitenKontur füllen


anklicken. Damit öffnet sich ein Dialog-Fenster, in dem man oben die Breite und die Farbe des Rahmens wählen kann. Unter Position wählen wir innen, denn alles, was außerhalb des Bilds bzw. der Arbeitsfläche liegt, wird nicht als Rahmen angelegt. Außerdem würde das Bild bei 1000 Pixel Seitenlänge dann auch zu groß fürs Forum. Die Füllmethode ist Standard-mäßig Normal und die Deckkraft 100%, aber da kann natürlich jeder machen, was er will.


Haben wir die Settings gewählt - OK - und fertig.


Ich wähle für meine Bilder einen Rahmen in nicht ganz knalligem Weiß und 1 Pixel Breite, um sie dezent vom Dunkelgrau des Forum-Hintergrunds abzusetzen. Wer aufwändigere Rahmen, beispielsweise Doppel- oder Trippelrahmen bevorzugt, kann so vorgehen:


Wie oben beschrieben einen Rahmen mit der Gesamtbreite und der Farbe des innersten Rahmens erstellen. Beispiel: Breite 4 Pixel, Farbe Weiß.


Ohne die Auswahl aufzuheben erneut mit Kontur füllen einen Rahmen erstellen, diesmal mit 3 Pixel Breite und hellgrauer Farbe.


In gleicher Weise noch einen dritten Rahmen erstellen, diesmal mit 1 Pixel Breite und dunkelgrauer Farbe.


Nun heben wir die Auswahl auf und fertig ist der Trippelrahmen mit innen 1 Pixel Weiß, in der Mitte 2 Pixel Hellgrau und außen 1 Pixel Dunkelgrau.


Wer einen Standardrahmen benutzt, kann sich die Erstellung wieder als Aktion speichern.




Abspeicherung fürs Web


Dies ist der letzte Bearbeitungsschritt: Im Menü


DateiFür Web und Geräte speichern


öffnen und oben links die Ansichts-Option Optimiert wählen, falls nicht schon geschehen, denn in diesem Modus kann man unten links die aktuelle Dateigröße und sogar die Ladegeschwindigkeit ablesen. Rechts oben wählen wir Jpeg, und je nach Bedarf eine oder keine der Jpeg-Optionen Optimiert oder Progressiv, die uns weiter oben schon begegnet sind. Wichtig ist die Qualität. Wenn wir fürs Forum speichern, stellen wir sie mit dem Schieber so ein, dass die Dateigröße in der Anzeige unten links knapp unter 400 KB zu liegen kommt.


Damit ein Farbprofil eingebettet wird, setzen wir ein Häkchen bei ICC-Profil. Rechts über dem Qualitäts-Einsteller gibt es einen kleinen Pfeil zum Menü Optimiert. Dort aktivieren wir In sRGB konvertieren, damit sRGB als Profil eingebettet wird. Ist das Bild ohnehin schon nach sRGB konvertiert, was der Fall ist, wenn man meiner Beschreibung gefolgt ist, spielt diese Einstellung keine Rolle, wenn sich das Bild aber noch in Adobe RGB befindet oder gar kein eingebettetes Profil hat, und bei Für Web und Geräte speichern die Konvertierung in sRGB nicht aktiviert ist, wird dort sRGB zugewiesen, mit den in Kapitel 2: Zuweisen und Konvertieren beschriebenen fatalen Folgen für die Farbwiedergabe.


Rechts unten gibt es die Möglichkeit, eine Vorschau des Bilds mit den aktuellen Settings in der Darstellung eines Internet-Browsers unserer Wahl zu laden. Sind wir zufrieden, klicken wir auf Speichern rechts oben, wählen Zielordner, Dateinamen und Standardeinstellungen, Save und fertig.


Natürlich gibt es auch die Möglichkeit, die Webgröße auf dem normalen oben beschriebenen Weg als Jpeg abzuspeichern. Wer die Exif-Daten für die Web-Version erhalten will, muss diesen Weg gehen, denn die werden bei 'Für Web und Geräte speichern' eliminiert. Das Gleiche gilt für den, der die eingestellte Auflösung seines Bilds in der Webgröße erhalten will, denn die wird von 'Für Web und Geräte speichern' ignoriert und automatisch festgesetzt. Die Abstimmung der Qualität auf die erlaubte KB-Größe ist dann eben nicht ganz so bequem und vor allem nicht so genau zu bewerkstelligen.




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Schlusswort


Es ist klar, dass in meinem Leitfaden nur ein Bruchteil dessen beschrieben werden konnte, was es zur Bildbearbeitung zu sagen gäbe. Allein im Photoshop gibt es eine Fülle von Funktionen, die ich noch nie benutzt habe, Tricks, die ich nicht kenne...


Andererseits glaube ich, dass nur durch die Beschränkung auf wenige wichtige Aspekte ein Einstieg in diese komplizierte Materie möglich wird. Es wäre völlig hoffnungslos, etwa die gesamte Bedienungsanleitung im Menü


HilfePhotoshop-Hilfe


durchlesen zu wollen. Dringend zu empfehlen ist aber, sie gezielt für eine bestimmte Anwendung aufzurufen, um alle ihre Optionen ausschöpfen zu können. Außerdem lohnt es sich immer, mit Begriffen zu 'googlen' und dadurch interessante Websites mit interessanten Tips kennenzulernen, oder sich über 'Wikipedia' Hintergrundwissen anzueignen.


Das Allerwichtigste bei der Bildbearbeitung aber ist nicht das Wissen um die technischen Möglichkeiten, ist nicht die Beherrschung trickreicher Verfahren - diese erleichtern oder ermöglichen lediglich den Weg zum Ziel - das Wichtigste ist das Auge und die Idee, wie ein Bild aussehen könnte oder sollte, ein Blick dafür, wann ein Bild welche Korrekturen benötigt und wann nicht, und ein Gefühl für die richtige Dosierung.


So wird jemandem mit einem sensiblen Auge auch mit bescheidenen Kenntnissen eine bessere EBV gelingen als jemandem, der 'alle Tricks kennt', sie aber anwendet, ohne sein Bild vorher und nachher wirklich zu sehen.


Ich hoffe, dass mein Leitfaden für Neueinsteiger verständlich und hilfreich war, und dass auch Fortgeschrittene den einen oder anderen nützlichen Tip finden konnten.



Toph




Erstfassung Mai/Juni 2009, überarbeitet und ergänzt Juni/Juli 2011




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